Wer war eigentlich Karl Liebkneckt?
Karl Paul Friedrich August Liebknecht, Rechtsanwalt und Politiker, wurde
am 13. August 1871 in Leipzig geboren. Karls Vater gehörte zu den bedeutendsten
Vertretern dei 1869 in Eisenach gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
(SDAP), die 1875 den Hauptbestandteil der Sozialistischen Arbeiterpartei,
der späterer SPD, stellte. Auch seine Mutter kam aus eine Familie mit
starken politischen Interessen, dem ihr Vater, Carl Reh, war Mitglied des
Frankfurter Parlaments von 1848 und hatte zeitweilig sogar die Funktion
des Vizepräsidenten innegehabt. Von 1890 bis 1893 studierte Karl Liebknecht
Rechtswissenschaften und Nationalökonomie i Leipzig und Berlin und
schloss seine Ausbildung mit dem Referendarexamen ab. Auf Drängen seines
Vaters Wilhelm Liebknecht promovierte e am 30. September 1897, bestand zwei
Jahr später die Assessorenprüfung und eröffnete mit seinem
Bruder eine Rechtsanwaltskanzlei i Berlin. Als im Jahre 1900 Wilhelm Liebknecht
starb, war Karl Liebknecht sich der Verantwortung der Nachfolge seines Vaters
bewusst und trat in die SPD ein. Einen Namen als sozialdemokratischer Rechtsanwalt
machte er sich durch sein Auftreten als Verteidiger im "Königsberger
Prozess" (1904) gegen neun deutsche Sozialdemokraten, die wegen Unterstützung
der russischen Arbeiterbewegung angeklagt waren. Wegen seines Werkes „Militarismus
und Antimilitarismus unterer besonderer Berücksichtigung der internationalen
Jugendbewegung" war Karl Liebkriecht von Oktober 1907 bis Juli 1909
in Festungshaft. Nach seiner Entlassung wurde er Mitbegründer und Präsident
der sozialistischen t Jugendinternationale, 1903 und 1907 kandidierte er
im Reichstagswahlkreis Potsdam-Spandau-Oberhavelland (sog. „Kaiserwahlkreis")
zunächst ohne Erfolg, konnte diesen jedoch 1912 für die SPD gewinnen.
Er zählte zu den äußersten Linken der SPD und vertrat eine
radikal antimilitaristische Position. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges
versuchte Karl Liebknecht vergeblich, die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten
für eine Ablehnung der Kriegskredite zu gewinnen. Nachdem er in der
Fraktion gegen die Kredite gestimmte hatte, unterwarf er sich der Parteidisziplin
und stimmte am 04. August 1914 im Reichstag für die Bewilligung. Bei
einer weiteren Abstimmung im Reichstag am 02. Dezember 1914 stimmte er als
einziger Abgeordneter gegen die Bewilligung weiterer Kriegskredite und wurde
somit zur Symbolfigur der Kriegsgegner. 1915 wurde er zum Mitbegründer
der Gruppe „Internationale", die als „Spartakusbund“ bekannt
wurde. Liebknecht organisierte am 01. Mai 1916 eine Friedensdemonstration
auf dem Potsdamer Platz in Berlin und wurde dort verhaftet. Zu 30 Monaten
Zuchthaus verurteilt, ging er in Berufung, wo seine Zuchthausstrafe auf
49 Monate verlängert wurde. Jedoch wurde er vorzeitig im Rahmen der
allg. Amnestie nach Ende des 1. Weltkrieges, am 23. Oktober 1918, entlassen.
Am 09. November 1918 rief er vorn Balkon des Berliner Stadtschlosses die "freie
sozialistische Republik" aus. (Kleiner Exkurs: Das Portal des Stadtschlosses
war der DDR aus diesem Grunde so wichtig, dass sie es 1950 bei Sprengung
de Schlosses nicht zerstörten und bei dem Bau des Staatsratsgebäudes
in dessen Fassade integrierten.) Zusammen mit Rosa Luxemburg gründete
K. Liebknecht am 30. Dezember 1918 die Kommunistische Partei Dt. (KPD).
Nach der blutigen Niederschlagung des Berliner Aufstandes der Spartakisten
im Januar 1919, bei denen Liebknecht die Regierung von Friedrich Ebert für
abgesetzt erklärte, wurden K, Liebknecht und Rosa Luxemburg von Freikorpsoffizieren
entführt und im Berliner Hotel Eden stundenlang verhört und
gefoltert. Am 15. Januar 1919 wurden beide von ihren Peinigern am Berliner
Landwehr-Kanal
ermordet.
Ihre Mörder wurden von einem Kriegsgericht freigesprochen. Der damalige
SPD-Reichswehrminister unterschrieb diesen Freispruch. Die Beerdigung wurde
von einer, von der KPD organisierten, beeindruckenden Großdemonstration
begleitet. Und auch heute findet an jedem zweiten Wochenende im Januar noch
eine Demo und ein Gedenken an die beiden Kommunisten an ihren Gräbern
statt, bei dem jährlich 100.000 Menschen teilnehmen.
Trotz alledem
Carsten.
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Im Rahmen des Spielerinterviews
im Stadionprogramm haben die Redakteure regelmäßig die Frage gestellt: Wer war eigentlich Karl Liebknecht?
Den Spielern war natürlich klar, dass die der Namensgeber unseres Stadions
ist. Aber wer er tatsächlich war und warum unser Stadion nach seinem
Namen benannt ist, wußten sie in der Regel nicht. Deshalb hier und
heut im Abseits einige Infos von Carsten über Karl Liebknecht.
Babelsberg war zu Karl Liebknechts Zeiten größter Industriestandort im damaligen
Kreis Teltow. Textilindustrie und Lokomotivbau prägten die Wirtschaftsstruktur.
Dementsprechend gab es viele Industriearbeiter und Nowawes galt im Gegensatz
zur preußischen Beamten- und Verwaltungsstadt als proletarische Gemeinde.
Be Wahlen zum Reichstag hatten hier SPD und USPD regelmäßig sehr hohe
Stimmenanteile zu verzeichnen und da Nowawes zum sogenannten Kaiser-Wahlkreis
(Potsdam-Spandau-Osthavelland) gehörte, trugen die Wähler erheblich
zur Wahl Karl Liebknechts bei. Diesem Umstand trug man nach dem Krieg bei der
Umbenennung der Priesterstraße in Karl-Liebknecht-Straße Rechnung.
Und weil es gerade passte wurde auch der Sportplatz an der Priesterstraße
später zum Karl-Liebknecht-Stadion. Ob Karl Liebknecht je ein Spiel auf
dem Sportplatz an der Priesterstraße gesehen hat bleibt aber ungewiß.

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