Fußballgeschichte Babelsberg - Saison 61/62 3.Runde
Zwei Drittel dieser außerordentlichen “Hammer”-Saison waren gespielt, unsere junge Mannschaft (Durchschnittsalter 22 Jahre) des Sportclub Potsdam lag auf einem guten 4.Platz der DDR-Liga. Und auch im FDGB-Pokal schied man erst im Viertelfinale im Wiederholungsspiel beim Oberligisten Chemie Halle aus. Die Bilanz im Jahre Eins des SC Potsdams also durchaus positiv.

Am 4.März gings dann endlich ins letzte Drittel. In Eisleben gelang dem SC trotz leichten Schneetreibens und tückisch glattem Boden ein souveränes 2:0. Siggi Aldermann und Klaus Benkert die Torschützen.

Eine völlig andere Elf sahen die Zuschauer dagegen beim 1.Punktheimspiel des Jahres 62 gegen die Armeeelf aus Neubrandenburg. Das 1:0 des einzig am Limit spielenden Clublers Aldermann drehten die Gäste in den letzten 20 Minuten noch zum 1:2. Damit verlor der Club vorerst den Anschluß an die Tabellenspitze. Vorn weiter Dresden und Hohenschönhausen.
Sorgenfalten auf den Gesichtern der Trainer gab es beim Spiel in Eisenhüttenstadt. Mehrere Stammspieler waren verletzt, Aldermann mußte nach einigen Minuten vorübergehend verletzt vom Platz, die Potsdamer spielten daraufhin nur noch zu zehnt weiter. Doch diese Zehn schafften die Sensation: Jacob per Freistoß und Geserich mittels Abstauber stellten den 2:0 Erfolg des Clubs sicher.

Wenige Tage später erwartete man den ungeliebten Berliner Aufstiegsanwärter Dynamo Hohenschönhausen im Karli. Vor einem begeisterten Anhang kamen die Potsdamer zu einem 5:1 Sieg. Benkert, Geserich, 2x Kochale sowie ein Eigentor des völlig überforderten Berliners Schoen entschieden die Partie. Der SC damit wieder auf 4 Punkte ran an den zweitplatzierten Berlinern.
In Gera traf der Club auf die als “hart spielend” bekannte Wismut-Elf. 2500 Zuschauer trieben die Heimmannschaft voran, doch am Potsdamer Strafraum war für die Geraer lange Zeit Endstation. Zumindest bis der Referee sich einschaltete. Er versagte dem SC Potsdam zuerst zwei klare Elfer, und schenkte stattdessen dem Gastgeber einen, den die Wismuter zum 1:0 Pausenstand umsetzten. In der zweiten Hälfte sahen die Zuschauer einem Sturmlauf der Gäste, ihre Geraer Truppe wurde regelrecht im 16er eingeschnürt. Bereits in der 50. Minute erzielte Pillau per Freistoß den Ausgleich. Der Club wollte jetzt den Sieg, Chance um Chance wurde herausgespielt und - vergeben! Es blieb am Ende beim 1:1.
Nächster Gegner im Karli war Chemie Zeitz. Eine lösbare Aufgabe. Doch der SC tat sich anfangs schwer, überließ den Zeitzern in der ersten Viertelstunde das Spiel. Die Führung der Gäste daher verdient. Danach erwachte der Club, und kämpfte sich ins Spiel zurück. Einen Musterpaß von Kochale verwertete der unermüdliche Aldermann nach 28 Minuten zum 1:1, Konrad mit dem 2:1 kurz nach der Pause. Zeitz griff nun vermehrt zu unfairen Mitteln, sodaß der Schiri drei Mal auf den Punkt zeigte. Doch drei Mal vergaben die Potsdamer die Vorentscheidung (Pillau, Konrad, Pollaene). Pfiffe von den Rängen, doch zum Glück blieben die Punkte an diesem Tage im Karli.

Ganze 800 Zuschauer wollten den Auftritt des SC Potsdam in Wolfen sehen. Vielleicht deshalb weil für Wolfen nichts mehr ging, weder nach oben noch nach unten. Der Club noch mit geringer Hoffnung auf den zweiten Platz, der ja zum Aufstieg in die Oberliga berechtigte. Dem SC reichten so zwei Zuckerpässe von Aldermann auf Kochale, um zur Pause 2:0 zu führen. Nach Wiederanpfiff nutzte erneut Kochale eine Wolfener Rückgabe zum 3:0, Wolfen kam nur noch zum 1:3 Anschlußtreffer. Der SC festigte damit seinen 4.Platz, weiterhin jedoch 5 Punkte Rückstand auf den Zweiten Karl-Marx-Stadt.

In den kommende Wochen sollten sich jedoch auch die letzten Hoffnungen des Sportclubs zerschlagen. Gegen den Tabellenachten aus Greifswald kam der Club über ein torloses Unentschieden nicht hinaus und 14 Tage später mußten die Potsdamer beim Spitzenreiter Dynamo Dresden antreten. Elftausend kamen dann zu diesem Spitzenspiel, wolten Dynamo an diesem Tage vorzeitig in die Oberliga aufsteigen sehen. Und es lief gut für die Sachsen. Nach einer halben Stunde stand es bereits 3:0, da saß jeder Schuß aufs Tor. Es war aber keineswegs so, das der SC Potsdam chancenlos gewesen wäre, die Gastgeber nutzten nur ihre Chancen clever und eiskalt. So zur Pause. Danach ging es Schlag auf Schlag. Dresler gelingt in der 49.Minute das 1:3. Eine Viertelstunde später per 20m-Knaller wieder der alte Abstand. In der 74. erzielt Kochale nach einer Ecke das 2:4, doch ein Selbsttor von Rössel begrub die letzten Hoffnungen auf einen Teilerfolg. Die Potsdamer stürmten bis zum Abpfiff pausenlos Richtung Dynamo-Gehäuse, doch elf Dresdner Abwehrspieler verteidigten das 5:2 über die Zeit.

Eine Woche drauf erwarteten 10000 Karl-Marx-Städter einen Sieg ihrer Elf gegen Potsdam und den damit verbundenen Aufstieg hinter den Dresdnern in die höchste Klasse der DDR. Und es sollte ihnen gelingen. Mittels eines abgefälschten Balls gingen die dominierenden Gastgeber bereits in der ersten Hälfte verdient in Führung, doch die Spieler von SC-Trainer Hans Schöne suchten nach der Pause ihre Chance. Doch auch die besten Möglichkeiten wurden vergeben. Es blieb beim 0:1. Karl-Marx-Stadt damit zweiter Aufsteiger. In den letzten drei Partien ging es nun nur noch darum, den gehassten Berliner Dynamo Club eventuell noch von 3.Tabellenplatz zu verdrängen. Gegen Schlußlicht Dessau spielten die Clubber sogleich vortrefflich auf. Beim nie gefährdeten 5:2 Erfolg trafen 2x Dresler, 2x Kochale und Pillau. Leider gewannen die Hohenschönhausener in der folgenden Woche ihr Nachholespiel und festigten damit uneinholbar Rang 3. Für die Spieler des SC Potsdam ging es also folgend nur noch um die berühmte “goldene Ananas”. Diese Tatsache machte sich sogleich beim vorletzten Kick in Cottbus bemerkbar. Mit 1:2 (Ehrentreffer durch Geserich) unterlagen die Potsdamer im Stadion “8.Mai”. Doch es war bereits egal. Sechs Punkte Vorsprung auf den Fünften Cottbus ließ die Potsdamer zum Abschluß dieser ungewöhnlich langen Saison noch einmal locker im Karli aufspielen. Mit einem 2:1 gegen Fortschritt Weißenfels verabschiedeten sich die Spieler des SC’s, allen voran Kapitän Manfred Pillau, der seine Karriere beendete, von den Fans. Er selbst traf zum 1:0, Dresler besorgte in der 34. den zweiten Treffer. In der zweiten Hälfte gabs dann kaum noch Fußball, die Hitze forderte ihren Tribut. So kamen die Gäste noch zum 2:1 Anschlußtreffer.
Alles in allem eine starke Saison der jungen Potsdamer Mannschaft, man konnte damals zuversichtlich in die Zukunft blicken. Zu dieser Zeit hoffte man ja noch, das das SC-Konzept (Ballungsleistungszentrum der Fußballer in Potsdam) aufgehen würde, doch es ging, wie bekannt, in die Hose. Der Aufstieg wurde nicht geschafft, der SC versank im Mittermaß und wurde nach sechs Jahren wieder aufgelöst.