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In Jena ist man ungehalten…
Mit Spannung war die Partie zwischen unseren Babelsbergern und dem FCC erwartet worden. Die Gäste schienen nach zwei Dreiern in Serie auf dem Weg aus dem Tabellenkeller Richtung Spitze. Die Kiezkicker aus dem Karli präsentierten sich zuletzt heimstark. Zwei Siegen gegen BAK und Neustrelitz standen allerdings Auswärtsniederlagen gegen Nordhausen, in Magdeburg und beim Aufsteiger Budissa Bautzen gegenüber.
Schon frühzeitig füllte sich das Karli. Bereits mit Kassenöffnung um 18 Uhr versammelten sich zahlreiche Nulldreier auf dem Vorplatz hinter der Obus-Tribüne. Es ist einfach toll zu sehen, wie die Menschenmengen die Karl-Liebknecht-Straße runterschlendern, die Kneipen bevölkern und sich die Atmosphäre unterstützt durch die aufgestellten Flutlichtmasten aufheizt.
Jena startete motiviert und setzte gleich ein erstes Achtungszeichen. Doch die noch etwas unsortiert wirkende SVB Abwehr konnte mit einiger Mühe Schlimmeres verhindern. Mit zunehmender Spieldauer riss der SVB das Spiel an sich und ließ nur noch selten gefährliche Jenenser Offensiv-Aktionen zu. Die Viererkette machte einen starken Job. Vor allem Jenas Top-Torjäger Jovanovic machte gegen Seve Mihm und Co. keinen Stich. Nach vorn wurde es über beide Außenbahnen richtig gefährlich. Tobi Grundler und Ugurtan Cepni auf links sowie Seve und Maxi Zimmer auf rechts sorgten mehrfach für Gefahr. Schließlich war es der gewohnt emsige Tata Makangu der eine Kombination über Seve und Tobi mit etwas Glück zum 1:0 veredelte. Bis zur Pause hätte Nulldrei sogar klarer führen können.
Jena kam giftig aus der Kabine und zeigte dabei nicht nur fairen Sport. Keeper Berbig rempelte gegen Cepo, ein Jenenser Angreifer reklamierte Handspiel durch Leon Hellwig, Bilal Cubukcu wurde im eigenen Strafraum zu Fall gebracht. Fußballerisch hatte Jena allerdings auch im zweiten Abschnitt zunächst nicht viel anzubieten.
Kritisch für unsere Mannschaft wurde es allerdings, als der zunehmend die Nerven verlierende Schiri Kutscher aus Berlin dem zuvor verwarnten Hellwig die gelb-rote Karte zeigte. Jetzt hatte Jena ein Übergewicht, weil Babelsberg nicht nur der gegnerischen Überzahl, sondern auch dem hohen Pensum des ersten Abschnitts Tribut zollen musste. Den gesamten Spielverlauf betrachtend, kam Jena unverdient zum Ausgleich und ging wenige Minuten vor Schluss sogar in Führung. Zwischenzeitlich hatte sich auch bei Jena ein Kicker vorzeitig zum Duschen verabschiedet. Wütende Jenenser Proteste waren nicht gerechtfertigt.
Kurzzeitig dachte man, der SVB würde nun aufstecken. Doch insbesondere Ceppo und „Pirlo“ Cubukcu wollten unbedingt wenigstens einen Punkt. Nach Eckball kam die Pille über Mihm zu Jule Prochnow. Der Routinier hatte sich im Verlauf des Spiels deutlich gesteigert und schaltete sich ins Finale ein. Sein Sololauf im Strafraum wurde durch ein Thüringer Abwehrbein jäh unterbrochen. Schiri Kutscher pfiff Elfmeter. Unsere Nummer 7 ließ sich nicht lange bitten und verwandelte zum Endstand.
Der Referee war mittlerweile so verunsichert, dass er sich nicht mal mehr traute abzupfeifen. Eher nebenbei bekam das Stadion mit, dass die Partie beendet war. Das hielt die Aktiven auf dem Rasen aber nicht davon ab, sich weiterhin die Meinung zu sagen. Die FuWo erwähnte namentlich Torjäger Tata Makangu und unseren Teenie-Schwarm Alme Civa, die sich mehr oder weniger erfolgreich schlichtend bemühten.
Das Unentschieden war schlussendlich gerechtfertigt, wobei Jena nur in der letzten Viertelstunde den großen Ambitionen gerecht wurde. Unsere Mannschaft zeigte neben einer starken Willensleistung ihre fußballerische Qualität. Entsprechend wohlwollend waren die Sympathiebekundungen des Publikums bei den Auswechselungen und nach Schlusspfiff.
Nun steht der schwere Gang in den Jahnsportpark an. Die Gastgeber vom BFC wollen zu Hause endlich gewinnen und überzeugten zuletzt beim 3:0 erfolg gegen Halberstadt. Sollte es unserer Elf erneut gelingen, Engagement und Spielfreude zu verbinden, sollte mindestens der erste Auswärtspunkt realistisch sein.
Zum Auftakt 2019 gastierte Civas Gang in Bautzen. Zweieinhalb Stunden Fahrt trennen Babelsberg und die historische Altstadt an der Spree. Ein kurzer Abstecher in die durch Senf und Knast berühmt gewordene Metropole der ostsächsischen Oberlausitz war bei bestem Frühlingswetter obligatorisch. Der Auftakt zur Abschiedstour des Teenie-Schwarms war mit einigen Überraschungen gespickt. Erstens darf seit Bautzen nie wieder jemand über die Musik-Auswahl im Karli meckern und zweitens hielt die Startelf einige Neuerungen bereit.
Zum dritten Februar-Wochenende ist Frühling in Babelsberg angesagt. Nachdem der Auftakt ins neue Spieljahr 2019 gegen den BAK im Karli wegen gefrorenem Geläuf noch abgesagt werden musste, steht bei 12 Grad und Sonnenschein der Auswärtsbegegnung in Bautzen mutmaßlich nichts im Wege. Ok, einsetzende Schneeschmelze im Lausitzer Bergland könnte die Spree zum reißenden Hochwasser treiben und die Sportanlage Müllerwiese überfluten. Doch wir wollen nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen.
Es ist noch nicht allzu lange her, da überraschte Archibald Horlitz die Mitglieder des SVB mit der Ankündigung gravierender Veränderungen beim SVB. Wie die Babelsberger Stadionzeitung NULLDREI berichtete, stellte der Vorstandsvorsitzende des SVB bei der Mitgliederversammlung Ende Juni 2018 Reformen der Vereinsstruktur in Aussicht und kündigte zudem seinen Rückzug aus dem Vorstandsamt zum Ende September 2018, spätestens aber zum Ende des Jahres 2018 an.
Wieder einmal startete Nulldrei mit einer runderneuerten Equipe in die neue Spielzeit; es ist nach dem Abstieg aus der Dritten Liga die sechste Runde in Folge in der viertklassigen Regionalliga. Zuletzt gelang trotz erheblicher Personalrotation zweimal Platz 5. Vor dem Saisonstart herrschte in Babelsberg dennoch - und wie meistens etwas defätistisch - die Sorge, dass es wohl gegen den Abstieg gehen würde. Vier Spieltage sind rum und die Propheten des Untergangs wandeln sich fast zu Aufstiegseuphoristen. So dramatisch muss man die Szene nicht malen, aber gewinnen macht definitiv mehr Spaß als verlieren.
In den letzten fünf Jahren war fast schon traditionell für den SVB im Poststadion nichts zu holen. Ein mageres Pünktchen sprang auswärts in fünf Regionalliga-Vergleichen mit dem Klub aus Moabit heraus. Der letzte Auswärtssieg gelang in der Oberliga 2004/05, Torschütze war am 19.03.2005 Karim „The Dream“ Benyamina. Doch diesmal war alles anders! Mit 5:0 fegte unsere Mannschaft den gastgebenden BAK, der letzte Saison Dritter war und zu den Staffelfavoriten gezählt wird, vom eigenen Platz.