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Schotter statt Schnaps in Nordhausen

Nordhausen ist eher für Spirituosen bekannt, als für hochklassigen Fußball. Doch seit einigen Jahren geht es im Südharz steil bergauf. 2013 gelang der Aufstieg in die Regionalliga. Nach Platz 5 im ersten Jahr belegte Nordhausen in der vergangenen Spielzeit Rang 3 hinter Magdeburg und Zwickau. In der laufenden Saison sind die Nordhäuser der einzige Verein, der mit Spitzenreiter Zwickau Schritt halten kann. Momentan beträgt der Rückstand fünf Punkte. Zwickau hat noch ein Nachholspiel offen.

Traditionsreicher AKSIm Albert-Kunz-Sportpark zu Nordhausen ging es in der Vergangenheit eher beschaulich zu. Im ersten Regionalligajahr passierten 1.021 Zuschauer die Stadiontore, eine Spielzeit später 998. In dieser Saison liegt der Zuschauerschnitt bei 1.194 Besuchern. Für den leichten Anstieg hat vielleicht die Austragung von Meisterschaftsspielen unter Flutlicht beigetragen. Im letzten Sommer installierte der Verein eine mobile Flutlichtanlage im Albert-Kuntz-Sportpark. Die jährlichen Mietkosten, über deren Übernahme sich der Verein lange und letztlich wohl erfolglos mit der Stadt Nordhausen stritt, sollen sich auf 25.000 Euro belaufen.

Demnächst könnte in Nordhausen aber noch mehr los sein, denn der heimliche Hauptsponsor, die Firma Knauf, die im nahen Rottleberode ein gut gehendes Gips Werk mit 200 Beschäftigten betreibt, möchte den FSV Wacker in der Dritten Liga sehen. Knauf gehört zu den größten Unternehmen in Familienbesitz Deutschlands, hat rund 26.000 Mitarbeiter und kann bei weltweitem Jahresumsatz von 6,4 Mrd. Euro sicher die eine oder andere Erdnuss in den Viertligisten stecken. Da passt es gut, dass der Knauf Chef Carlo Knauf und der Nordhäuser Präsident Nico Kleofas, Inhaber eines Dienstleistungsunternehmens aus der Sicherheitsbranche, gute Bekannte sind.

Lovro kann nach Behandlung weitermachenBauindustrie und Sicherheitsbranche lässt beim unvoreingenommenen Betrachter die Glocken klingen. Kombiniert man den Hintergrund mit dem Kader der Wackeren erschließt sich das Leistungshoch des FSV. Unter Vertrag stehen zahlreiche Profis mit Zweit- und Drittliga-Erfahrung, u.a. Berbig, Semmer, Bieler, Piechinot, Peßolat oder der ehemalige Drittliga-Rekordspieler Pfingsten-Reddig. Insgesamt verfügen 16 Spieler über eine Drittliga-Erfahrung von weit über 1.000 Spielen. Zum Vergleich sind es in Babelsberg vier Aktive mit insgesamt 118 Spielen Drittliga-Erfahrung. Selbst Zwickau muss sich hinsichtlich Erfahrung hinten anstellen (12 Spieler, 563 Drittliga-Spiele).

Ein hochwertiger Kader kostet natürlich eine Menge Geld. Und wenn die Equipe so erfolgreich ist, wird zusätzlich zum Festbetrag ordentlich Prämie fällig. Fragt sich nur, ob der Ehrgeiz der im Durchschnitt ältesten Regionalliga-Mannschaft (26,9 Jahre) hinreicht, um Zwickau wirklich ernsthaft bis zum Schluss Paroli zu bieten. Wer im Monat deutlich mehr als 5.000 Euro je Monat verdient und pro Meisterschaftspunkt kolportierte 300 Euro im Umschlag kassiert, überlegt sich doppelt und dreifach das Paradies Regionalliga in Nordhausen zu verlassen.

Sollte es aber doch gelingen, hat Nordhausen ein massives Problem: Es fehlt an einer Drittliga-taugliche Spielstätte. Der traditionsreiche und ostalgieträchtige Albert-Kuntz-Sportpark kann trotz mobiler Flutlichtanlage den Lizenzauflagen in puncto Komfort und Sicherheit keinesfalls gerecht werden. Soweit es die Stadt Nordhausen betrifft, scheint ein Stadionneubau keine Priorität zu haben. Es ist allerdings durchaus vorstellbar, dass Kleofas mit Knaufs Unterstützung ein privat finanziertes Stadionprojekt in Angriff nimmt. Von 6,5 Mio. Euro Investition ist die Rede. Und da wird sicher auch eine Menge Rigips verbaut…

Soll das witzig sein?Bleibt noch ein Blick auf die wackere Fanszene: Am Freitagabend versammelten sich überwiegend Rentner auf der Haupttribüne, der überschaubare Stimmungsblock hinter dem Tor und ein paar Besoffskis sind irgendwie witzig anzuschauen. Kaum Unterhaltungswert hatte hingegen die wenig anspruchsvolle Transpete, die auf dem Dach der Südtribüne präsentiert wurde.

Sportlich zeigte sich, dass die Siege gegen Rathenow und Luckenwalde keinen Grund für Selbstüberschätzung bieten. Die abgezockte Truppe um Strippenzieher Pfingsten-Reddig und den auffälligen Zehner Rischker ließ kaum Chancen zu und zeigte sich im Verwerten eigener Möglichkeiten effektiv. Den Nordhäusern, bei denen Ex-Nulldreier Makangu in der Startelf stand und eine gute Partie absolvierte, spielten einfache Fehler unserer NUlldreier in die Karten.

Es war die sechste Regionalliga-Partie seit Wackers Wiederaufstieg und Babelsbergs Abstieg. Keine konnte der SVB gewinnen. Da erinnert sich der langjährige Auswärtsfahrer gern an die alte Regionalliga Nordost zurück. 1997/98 startete Babelsberg die letztlich erfolgreiche Kampagne gegen den Abstieg aus der damaligen dritten Spielklasse mit einem 1:0 Auswärtssieg vor 1.196 Zuschauern in Nordhausen. Torschütze war der unvermeidliche Henne Lau.

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Back to basic: Der Ball ist bunt 2024

tl_files/Abseits/img/2024/BiB_Grafik-2024_Sharepic_small.jpgDas traditionelle Antirassistische Stadionfest „Der Ball Ist Bunt“ setzt seit über 20 Jahren ein starkes Zeichen gegen Ausgrenzung, Abwertung und Menschenfeindlichkeit, für Gemeinschaft, Solidarität und friedvolles Miteinander.

Am 21. September 2024 steigt nach einigen Jahren Pause die 18. Auflage im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg.

Kern des Stadionfestes ist das Turnier für Fan- und Freizeitmannschaften. An verschiedenen Ständen informieren diverse Initiativen über rassistische Diskriminierung und bieten die Möglichkeit, sich mit- und untereinander für den Kampf gegen Ausgrenzung zu vernetzen.

Auf dem Festgelände wird darüber hinaus ein vielfältiges kulinarisches Erlebnis für alle Geschmäcker und Vorlieben geboten.

Was macht eigentlich...

Luis Klatte hat einen neuen Verein gefunden. Der Stamm-Goalie des SVB der vergangenen zwei Jahre 2022-2024, 67 RL Spiele) heuerte bei der Reserve der Rothosen aus Hamburg an. Klatte hatte dem Vernehmen nach einen Vertrag zu verbesserten Konditionen beim SVB abgelehnt. Ein Engagement in der Dritten Liga, zuletzt war Klatte bei Waldhof Mannheim im Test, zerschlug sich. Im RL Team des HSV stehen zwei sehr junge Keeper (19/17 Jahre) unter Vertrag. Nach drei Spieltagen in der Nordstaffel scheint der HSV bei drei Niederlagen und 0:10 Toren ernsthaften Bedarf im Kasten zu haben.

Der Rasen Teppich im Karli

Mittagsmagazin im Karli mit Greenkeeper Andi ProbaDas Karl-Liebknecht-Stadion und der Rasen auf dem Hauptplatz war nicht immer eine Liebesbeziehung. In früheren Jahren gab es heftigen Streit über die Qualität und die Pflege des Geläufs. Doch das hat sich Dank akribischer Arbeit deutlich verändert. Der DFB veranstaltet das U19 DFB Pokalfinale seit mehreren Jahren im Karli, auch wegen der Qualität des Rasenplatzes. Jetzt hat das Mittagsmagazin des ZDF beim langjährigen Greenkeeper Andi Proba nachgefragt…

Was macht eigentlich …?

Der frühere Babelsberger Torwächter Norman Becker hat kürzlich den Job des Torwart Trainers beim Liga-Konkurrenten Hallescher FC übernommen. Becker war 2005/06 für den SVB in der NOFV Oberliga aktiv und absolvierte 10 Spiele. Seinen ersten Einsatz hatte er am 19.11.2005 im legendären Derby gegen Union Berlin im Karli, als Babelsberg die Eisernen nach Rückstand zum zweiten Mal nach 2001 sensationell mit 3:2 bezwang.

Was macht eigentlich …?

... der ehemalige Babelsberger Laurin von Piechowski unterschreibt bei Lok Leipzig. Der mittlerweile 30jährige Berliner wechselt aus dem saarländischen Homburg an die Pleiße. 2013 beförderte Cem Efe den Innenverteidiger aus der U19 des SVB in den Regionalliga-Kader. Laurin entwickelte sich in 96 Einsätzen für Babelsberg zur Regionalliga-Stammkraft und wechselte 2017 nach Chemnitz in die Dritte Liga. Über die Stationen Rödinghausen, Elversberg und Homburg sammelte er diverse Meistertitel und Pokale und landete nun nach einem durchwachsenen Jahr mit einigen Verletzungssorgen in Leipzig.

Was macht eigentlich …?

Christian Groß von Werder Bremen beendet seine aktive Laufbahn. Der 35jährige Defensiv-Spezialist absolvierte nochmals 20 Bundesliga-Spiele und kommt damit auf insgesamt 83 Einsätze im Oberhaus. Sein Bundesliga-Debüt feierte er als 30jähriger im September 2019.

Für Babelsberg 03 absolvierte Christian Groß von Juli 2011 bis Mai 2013 50 Drittliga-Partien und ein Spiel im DFB Pokal 2011 gegen den MSV Duisburg, in dem er sich leider eine schwere Knieverletzung zuzog.

Am 18. Mai 2024 absolvierte er gegen den VfL Bochum sein letztes Bundesligaspiel und wurde im Bremer Weserstadion verabschiedet. Ab Herbst 2024 wird Christian Groß für den deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen in der Scouting-Abteilung tätig sein.

Eine erfreuliche Saison. Doch Fragen bleiben offen!

Die Regionalliga Nordost biegt auf die Zielgerade ein und der SVB ist immer noch bei der Musik dabei. Derzeit platziert sich die Mannschaft von Trainer Markus Zschiesche auf Rang 4 und hat noch ein Nachholspiel beim ZFC Meuselwitz in der Hinterhand. Ohne die Partie beim ZFC beträgt der Rückstand auf Greifswald 12 Punkte, auf den BFC 10 Punkte und bei gleicher Spielanzahl acht Zähler auf Cottbus. Die Rückrundenpartie daheim gegen die Lausitzer steht noch aus und Cottbus muss noch gegen die beiden Topteams ran. Es gibt also keinen Grund, die Flinte ins Korn zu schmeißen, da insgesamt noch neun Spiele zu absolvieren und mithin 27 Punkte zu vergeben sind. Wer will schon Vierter werden?!

Olli Kragl mischt Serie D auf

Nach einer Odyssee durch die italienischen Ligen hat Oliver Kragl im sizilianischen Trapani das Glück wiedergefunden. Der frühere Nulldreier (35 Drittliga-Spiele 2012/13, 3 Tore) kam im Sommer 2023 an die Westspitze der Mittelmeer-Insel und knüpfte an längst vergangene Leistungen an.