Fußballgeschichte Babelsberg Saison 61/62 - Rückrund
Wir erinnern uns kurz. Um den Spielbetrieb des DDR Fußballs dem internationalen Herbst/Frühjahr - Rhytmus anzugleichen, wurden in jenem Jahr drei Runden ausgespielt. Nach der ersten Runde lag die Mannschaft des neugeschaffenen SC Potsdam bereits auf einem guten 5. Rang. Den galt es nun zu verteidigen bzw. die Spitze anzugreifen. 6 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Dynamo Hohenschönhausen waren bei noch austehenden 26 Spielen eine lösbare Aufgabe und gute Ausgangsposition für das kommende Drittel.
Zum Auftakt kam der punktgleiche Tabellennachbar aus Gera nach Babelsberg. Und zum Entsetzen des erwartungsfrohen Publikums ging die Wismut-Elf auch noch mit 1:0 in Führung. Doch den Potsdamern sollte allein eine spielstarke zweite Halbzeit genügen, um die
Gäste noch mit 3:1 (2x Dresler, Kochale) abzufertigen.
Nur 700 Zuschauer sahen eine Woche drauf beim gastgebenden Tabellenführer aus Hohenschönhausen eine lange Zeit überlegene Potsdamer Elf, die sich 90 Minuten lang fleißig im Auslassen von Torschancen übte. Zwei Konter reichten den Berlinern am Ende um das Spiel mit 2:0 für sich zu entscheiden. Sieben Tage später kamen 3000 Zuschauer an den Babelsberger Park , um einen erneuten Sieg des SC’s gegen Stahl Stalinstadt zu erleben. Potsdam tat sich jedoch lange Zeit schwer. Erst in der letzten Viertestunde gelangen die spielentscheidenden Treffer zum 3:1 Erfolg (Pillau, Benkert, Geserich).
Einem mageren 1:1 (Kochale) beim ASK Vorwärts Neubrandenburg folgte das schwer erwartete Match gegen Dynamo Eisleben. Mit zwei Aldermann-Toren ging der Club in Front, doch die nie aufsteckenden Volkspolizisten (Dynamo = Polizei bzw. Sicherheitsorgane) kamen innerhalb von fünf Minuten zum Ausgleich. Noch eine halbe Stunde zu spielen und Eisleben verteidigte mit Mann und Maus den möglichen Punkt. Geserich besiegelte mit seinem 3:2 Kopfballtreffer jedoch alle Hoffnungen der Gäste. Und der SC Potsdam rückte in der Tabelle auf Rang 4 vor!
Ohne Aldermann ging es dann nach Zeitz, zum bisherigen Tabellenvierten. Doch dort lief nicht viel zusammen. Das 1:0 der Chemiker in der 70. verursachte zwar nochmal ein Aufbäumen der Potsdamer, aber es war zu spät. Wieder Platz 5. Vorn Hohenschönhausen bereits 6 Punkte vor Dyn. Dresden.
Wiedergutmachung gab es dafür gegen Chemie Wolfen. Eine “Notelf” schoß die Gäste mit 8 zu 0 ab und erkämpfte sich erneut Platz 4 zurück. 4x Dresler, 3x Borowietz und Benkert die Torschützen an diesem Tag.
Im folgenden Spiel konnten die Potsdamer dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung 3:1 im nordischen Greifswald siegen (2x Borowietz, Kochale), ehe man den Tabellenzweiten Dynamo Dresden im Karli empfangen würde. Und wie so manches Spiel gegen Dresden sollte auch jenes in die Kategorie unvergessen fallen. Der SC Potsdam wollte mit einem Sieg endlich Anschluß an das Spitzentrio finden und bemühte sich in Hälfte 1, das Spiel zu machen. Doch eine gut postierte Sachsenabwehr ließ kaum Chancen der Gastgeber zu. Dafür stachen sie mit drei Kontern gefährlich zu und so stand es zur Pause 0:3 aus Potsdamer Sicht. Die Stimmung am Tiefpunkt. Powerplay dann mit Wiederbeginn. Ein Elfmetertor von Pillau bringt den SC wieder ins Spiel. Und der überspringende Funke ergreift fortan die Fans auf den dichtbesetzten Traversen, die ihre Elf nun nach vorne treiben. Der Einsatz wird belohnt. Mit einem herrlchen Fallrückzieher erzielt Dresler zunächst das 2:3 und drei Minuten vor Schluß noch den verdienten Ausgleich. Der SC macht so zwar keinen Boden gut, bleibt aber in Lauerstellung.
Doch eine Woche später gibt es bei Vorwärts Cottbus einen Rückschlag. Erneut schwere Abwehrfehler begünstigen die Dreitoreführung der Gastgeber. Ein erneutes 3:3 ist nicht drin. Nur eine mißglückte Flanke von Dresler bringt noch den Ehrentreffer.Unvermögen im Abschluß - so das Fazit nach dem blamablen 1:1 (Geserich) beim Schlußlicht Weißenfels. Ist der SC Potsdam etwa in der Krise?
Die Antwort auf diese Frage geben die Spieler auf dem Platz. Gast auf dem Karl-Liebknecht-Sportplatz ist der Tabellendritte Motor Karl Marx Stadt. Wie gewohnt liegt der SC zur Pause zurück. Den 0:1 Rückstand egalisiert Dresler aber bereits kurz nach Wiederanpfiff. Fortan spielen die Potsdamer wie entfesselt. Aldermann netzt nach einem Solo alsbald schön zum 2:1 ein und Dresler bindet mit seinem zweiten Treffer an diesem Tag den Sack zu. Die Spitze rückt nun näher zusammen, das auch der Tabellenertste aus Berlin gegen den Zweiten Dresden verlor.
Der letzte Spieltag der Mittelrunde bringt dem Club nichts mehr. Beim Vorletzten Motor Dessau kommt man über ein torloses Remis nicht hinaus, bleibt somit auf dem 4.Rang. Die Spitze übernehmen die Dresdener, da Hohenschönhausen erneut Federn lässt. Ist Berlin jetzt auf dem absteigenden Ast? Kann der SC noch einen Aufstiegsplatz erreichen? Die letzte 3.Runde wird mit Spannung erwartet...