mit Rudi Völler, Werner Lorant und
Giovanni Trappatoni
ABSEITS nahm den sicherlich allen Fußball-fans sattsam bekannten
verbalen Rundumschlag des Bundestrai-ners der deutschen Nationalmannschaft
Rudi Völler nach dem torlosen Spiel gegen Island zum Anlass, einmal
der Frage nachzugehen, inwieweit sogenannte Fußballlehrer und Trainer
großer Mannschaften oder aber auch der deutschen Nationalmannschaft
eine Affinität zu unartikulierten, oftmals rethorisch unbeholfen anmutenden
und tendenziell eher unsachlichen Wutausbrüchen besitzen. Zum Interview
eingeladen wurden neben Rudi Völler, die Herren Giovanni Trappatoni,
bekannt durch seine zur fußball-medialen Sternstunde avancierten "Was
erlauben sich Struuunz!?" - Brandrede und Coach der squadra azzura,
sowie Werner Lorant, langjähriger Trainer bei 1860 München und
berufsmäßiger Choleriker.
ABSEITS: Herzlich Willkommen meine Herren! Danke, dass Sie alle drei unserer
Einladung nachgekommen und den Weg nach Babelsberg gefunden haben.
Trappatoni: Flug nach Babelsberg hat bezahlt Firma Müller Joghurt.
Für misch nixe Probleme. Kann isch gleisch mit meine alte Freund und
Kollege Peter Ränke über Verpflichtung von Hendrik Lau für
AC Mailand spreschen. Habe gehört isse großartige talentierte
junge Stürmer.
ABSEITS: Äh… So, so. Na gut, aber dass gehört ja eigentlich
nicht zum Thema. Herr Lorant, Sie haben während ihrer Amtszeit bei
1860 auch zu spontanen Wut- ausbrüchen tendiert…
Lorant (reißt die Augen weit auf): Wie bitte?! Was soll denn das heißen?!
ABSEITS: …sind des Öfteren mal vor laufenden Kameras "explodiert".
Würden Sie sagen, Fußballtrainer müssen manchmal gerade
auch zu solchen Mitteln greifen, um ihre Mannschaft wachzurütteln oder
kommen derartige verbalen Ausfälle zustande, weil Menschen die ihr
Leben lang Bälle gegen den Kopf bekommen, die Nationalhymne vergewaltigen
und Werbespots für Mobilfunk- oder Jogurtunternehmen drehen, einfach
gar keine Chance erhalten, sich zu Feingeistern und Verbalästeten zu
entwickeln?
Lorant (irritiert): Wie bitte? Was! Ich versteh die Frage nicht!
Völler: Vielleicht kann ich die Frage beantworten…
Lorant (fällt Völler aufgebracht ins Wort): Ach, das glaubst du
doch selbst nicht, Rudi! Im Übrigen finde ich es eine Frechheit, mich
hier vorab als Berufscholeriker zu bezeichnen. Das ist eine Unverschämtheit.
(läuft langsam rot an) Ich verwahre mich gegen diese…
ABSEITS: Na schön, na schön. Herr Völler, meinen Sie nicht
aber auch, dass Sie bei ihrem Interview nach dem Spiel in Reykjavik mit
einigen Aussagen bzw. Formulierungen gegenüber Herrn Hartmann etwas
zu weit gegangen sind?
Trappatoni (anstelle Völlers): Ische kanne den Rudi
gute verstehen. Isse gar nixe lange her, da hatte ische in Italien selbe
Probleme wie die
Rudi jetzt hier. Mannschaft spielte schlescht und Qualifikation für
Europameisterschaft liefe gare nixe gute und Journalisten immer gegen mische
und ziehen her über Mannschaft, fordern Entlassung von die Trainer… da
kann schon mal passieren, dass du auch mal musst sagen, wasse du gerade
denkst.
Völler (dankbar): Ja, genau! Es heißt aber "DER Trainer" und "DER
Rudi", Giovanni!
Trappatoni: Dasse machte nixe, Rudi. Und schon paar Wochen später,
alles war wieder ruhig, bloß weil meine Mannschaft hatte gewonnen
gegen blöde Finnland zweimal… die vielleicht spielen Hockey auf
die Eis, aber…
ABSEITS: Na ja, das ist ja zumindest mal eine Aussage. Also meinen Sie,
Herr Trappatoni, dass man auch als Trainer einer sogenannten großen
Fußballnation sich heutzutage mit kleineren Erfolgen zufrieden geben
muss, wie einem Remis gegen Island oder doch eher selbstverständlichen
Pflichtsiegen gegen - wie Sie sagen - "blöde Finnland", solange
am Ende nur die Qualifikation geschafft ist, und weiterhin, dass die Medien
einfach überzogene, unzeitgemäße Erwartung an - sagen wir
mal - einen Vizeweltmeister stellen und einen zu starken, vielleicht sogar
kontraproduktiven Erfolgsdruck auf Mannschaft wie Trainer ausüben,
wenn Sie nach unansehnlichen Spielen deutliche Kritik üben?
Lorant (sich ereifernd): Also das verstehe ich nicht! Ich hab´ mal
bei einer Wette eine Kiste finnischen Wodka an unseren Präsidenten
Wildmoser verloren und der war wirklich sau teuer - der Wodka meine ich
- und so blöd können doch da die Finnen gar nicht…
ABSEITS: Also bitte, Herr Lorant, das liegt doch nun wirklich völlig
neben dem Thema. Aber, Herr Völler, bei dem Spiel gegen Island, muss
denn da der kämpferische Ein-satz Ihrer Mannschaft nicht tatsächlich
als - wenn ich mir diese Formulierung erlauben darf - eher Rudi-mentär
eingeschätzt werden? Kann hier nicht tatsächlich von einem neuen
Tiefpunkt gespro...
Völler (aufgebracht): Haben Sie da gerade "neuer Tiefpunkt" gesagt.
Ich… äh… So ein Käse! Alles Käse! Sauerei! Käse!
Scheißdreck!
ABSEITS: Aber bei einer derartig schwachen Vorstellung, muss doch auch Kritik
zugelassen werden.
Völler: Käse! Sauerei! Scheißdreck!
ABSEITS: Ja, das sagten Sie bereits, Herr Völler. Sonderlich konstruktiv
sind Sie nicht gerade.
Völler: So ein Scheiß! Käse! Scheißdreck! Käse!...
Eine Sauerei von dem Delling!
ABSEITS: Was hat denn jetzt Herrn Delling damit zu tun. Na schön, Herr
Völler, beruhigen Sie sich erst einmal wieder. Augen-scheinlich gehören
derartige verbale Ent-gleisungen tatsächlich zu einem Fußballleh-rer
von Format.
Herr Lorant, haben Sie während Ihrer Zeit als Trainer in München
nicht sogar einmal vor Wut den Werbeaufsteller einer Getränke-firma
eingetreten und denken Sie, solche Verhaltensmuster können für
Fußballtrainer als quasi branchentypisch angesehen werden oder handelt
es sich hier sozusagen um berufsbedingte Ausfallerscheinungen, für
die es rechtzeitig eine adäquate Versicherung abzuschließen gilt?
Muss ein guter Trainer auch mal ausrasten und "um sich schlagen"?
Lorant (läuft wieder rot an): Ische weisse wirklisch nixe, wasse…
Trappatoni (bestimmt): Aber sie spreschen doch gar nixe mit italienische
Akzent, Herre Lorant!
Lorant (Ader am Hals schwillt beunruhigend an): Ich lasse mir von Ihnen
nicht vorschreiben, wie ich zu reden habe. Ich kann ja wohl noch reden wie
ich will!
Völler (beschwichtigend): Ja, ja, aber das mit dem Akzent ist doch
nun wirklich albern…
Lorant (hat bereits Schaum vor dem Mund und beginnt zu
brüllen): Ich
lasse mir von so einem dahergelaufenen Bundeskasper nicht den Mund verbieten!
Ich, ich… ein Werner Lorant lässt sich doch…
ABSEITS: Beruhigen Sie sich doch Herr Lorant, Herr Völler wollte Sie
doch nur darauf hinweisen, dass…
Lorant (springt auf Völler und versucht diesen in den Hals zu beißen)
Aaarrh!
Trappatoni: Vielleicht isse dasse rischtige Moment, um mal zu sprechen über
meine Sponsor "Müller Sahne Jogurt"…
ABSEITS: Also wirklich, Herr Trappatoni, dass ist doch jetzt kaum der richtige
Zeitpunkt. Können Sie mir nicht helfen, Herrn Völler von Herrn
Lorant zu befreien…
Trappatoni (unbeeindruckt): Isse lecker, isse cremisch!
Völler (entsetzt): Ah…aua… warum hilft mir den keiner!?
Lorant (außer sich und immer noch bei dem Versuch Völler in den
Hals zu beißen): Grrrmpf… ein Lorant lässt sich nicht… argh…
ABSEITS: Herr Lorant, nun beruhigen Sie sich doch wieder! Helfen Sie mir
doch, Herr Tarppatoni!
Trappatoni: Müller Jogurt isse extra…
Völler (weinerlich): Aua! Nun helft mir doch endlich!
ABSEITS: Herr Lorant! Herr Trappatoni!
Trappatoni (aufgeräumt): Habe fertig! (verlässt das Interview)
Lorant (hat endlich von Völler abgelassen, brüllt
mit weitaufgerissenen Augen): Und ich sage es noch mal: ICH BIN KEIN CHOLERIKER!
AAAHHH! (rennt
raus)
ABSEITS: Also, Herr Völler, das tut mir jetzt sehr leid.
Völler (aufgelöst): Ja, Sie sitzen entspannt da und haben bestimmt
schon drei Weißbier drin! Aber gegen den Lorant geholfen haben Sie
mir auch nicht! (fängt an zu heulen, rennt raus)
ABSEITS: Auf Wiedersehen Herr Völler! (für sich:) Tja, also sonderlich
aufschlussreich war das jetzt auch nicht. Sport frei!
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Habe Sie da gerade "neuer Tiefpunkt" gesagt. Ich... äh... So ein Käse! Alles Käse! Sauerei! Käse! Scheißdreck!

Ich lasse mir von Ihnen nicht vorschreiben, wie ich zu reden habe. Ich kann ja wohl noch reden wie ich will!

Isse lecker, isse cremisch!
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