Auf der Reeperbahn nacht's um halb
zwei ...
Es ist ja zu einer schönen Tradition geworden im Abseits auch über
Spiele des FC St. Pauli zu berichten, zu dessen Weiterführung ich hier
gern etwas beitragen möchte. Falls es je wieder zu einem Spiel (welcher
Art auch immer) zwischen dem FC und 03 kommen sollte, dann währe doch
eine gemeinsame Ausgabe des Übersteigers und des Abseits für die
Schreiberlinge eine nette Sache.
Ich hatte das teilweise zweifelhafte Vergnügen mir die Spiele des FCs
gegen die Werderaner Fischköppe (A) in Bremen und gegen die Bauern
aus Neumünster am Millerntor anschauen zu können. Zweifelhaft
deshalb, weil es keinen schönen Fußball zu sehen gab. Weder von
den Gegnern und leider erst recht nicht von St. Pauli.
02.11.03 Werder Bremen (A) vs. FC St. Pauli 1:0
Vorsorglich und zu Recht haben die Vereinsoffiziellen von Werder Bremen
entschieden, dass Regionalligaspiel im Weserstadion austragen zu lassen.
Dennoch hatten sie wohl nicht mit solch einem Andrang gerechnet. Man hätte
stutzig werden können, nachdem der Sonderentlastungszug (Platz für
2000 Leute glaube ich) ratzbatz voll war. Über die Zahl der letztendlich
mitgereisten St.Paulifans liest man unterschiedliches. Die Zahlen schwanken
zwischen 5.500 und 7000 Leuten. Ich sach mal: tendenziell die höhere
Zahl. Der Stadionsprecher verkündete eine Zuschauerzahl von ca. 7.600.
Jedenfalls fing das Spiel erst so ca. 15 - 20 Minuten später an als
geplant. In der Zwischenzeit wurden, glaube ich, zwei weiter Blöcke
neben dem eigentlichen Fanblock geöffnet, so dass auch jeder reinkam
der wollte. Dementsprechend war auch der Support das Bestes was ich seit
langem gehört und gesehen habe als auch das Beste an dem ganzen Spiel.
Zum Beginn gab es ne Zettelchoreo (braune A2-Bögen, die im gesamten
Block verteilt wurden). Nett fand ich auch das gemeinsame Wegschmeißen
der Zettel, weshalb bestimmt 1000 braune Kugeln durch die Luft und dann
auf die leider vorhandene Laufbahn flogen. Da man auf zwei Rängen stand,
wurden Wechselgesänge angestimmt, die auch richtig gut funktioniert
haben (man denke an das Spiel 03 vs. BAK). Von den vielleicht 600-800 Bremerfans,
unter ihnen auch ein vergleichsweise kleiner Mob von Ultras, war das Spiel über
nicht viel zu hören. Das lag zum einen an der lauten Stimmung im Gästeblock
als auch an der Größe des Stadion (Laufbahn). Auf dem oberen
Rang des St. Pauli-Blocks wurde auch eine Tapete festgemacht mit der Aufschrift "R(A)US
AUS DEN REGIONALLIGEN". Das Problem mit den Amateurmannschaften der
Vereine aus 1. und 2. Liga kennen wir ja noch zu gut aus der letzten Saison. Über
die schlechte Leistung des St.Paulianer auf dem Rasen braucht man auch nicht
viel weiter zu schreiben. Bremen ging Mitte der ersten Halbzeit in Führung
und hielt die knappe Führung auch bis zum Schluss. Aus meiner Sicht
spiegelt das Ergebnis nicht den Spielverlauf wieder. Beide Mannschaften
hätten es verdient kein Tor zu schießen. Das Ärgerliche
ist, dass alle anderen Spitzenteam fast durch die Bank am selben Spieltag
verloren haben, so dass man selbst mit einem Punkt ein paar Tabellenplätze
nach oben geklettert währe. Dies taten nun aber die Werder Amateure
und zwar gleich bis auf Platz 1. Die Stimmung auf den Rängen war aber
trotzdem gut, obwohl die meisten innerlich verärgert waren. Mehr gibt
es leider auch nicht über das Spiel zu berichten, bis auf, dass das
Bier ziemlich teuer, dafür aber das Fischbrötchen lecker war.
07.11. 2003 FC St.Pauli vs. VfR Neumünster 1:1
Nach anfänglichen Problemen mit der Dauerkarte meines Freundes und
dem Glück, dass gerade als ich frustriert das Kartencenter verließ jemand
neben mir "Gegengerade" schrie und mir damit zu verstehen gab,
dass ich eine Karte für eben diese erwerben könnte, betrat ich
das Millerntorstadion, um mein zweites Flutlichtspiel in dieser Saison zu
sehen. Der FC St. Pauli immerhin Tabellensiebenter spielte gegen das Schlusslicht
der Liga mit gerade mal 5 Punkten und 12:29 Toren. St. Pauli war also klarer
Favorit und ich freute mich auf einen schönen Fußballabend, mit
Flutlicht, guter Stimmung und mindestens zwei mal "Song 2" ohne
Gegentreffer. Also voller Vorfreude und ner Menge Erleichterung rein ins
Stadion. Im Stadion war erst mal Spielnachbesprechung vom Freitag angesagt,
welche mit dem Fazit endete: "Kann ja heute nur besser werden".
Nachdem ersten Blick ins Stadionheft aber der erste Schrei des Entsetzens
meiner Begleiter: "Oh nee! Hanke spielt von Anfang an. Da bin ich ja
schneller die Gegengerade runter, wie der vom Elfmeterpunkt zur Torlinie!" Nun
ja Meckerecke, dachte ich mir; so schlimm wird es wohl nicht sein. Die Glocken
gaben das Zeichen, dass ab nun Konzentration gefragt ist und die Leute von
USP präsentierten in der Singing Area ihre neuen Doppelhalter, die
im übrigen viel hermachen. Das Stadion war mit 18.000 Leuten proppenvoll,
denn auch der Gästeblock war sehr gut gefüllt.
Verwundert rieben wir uns aber nach den ersten zehn Minuten die Augen: "Mensch,
dat geht noch schlechter, Alder!" Die St.Paulianer dominierten alles
andere als das Spiel, geschweige denn sich selbst. Mitte der ersten Halbzeit
begriffen das auch die Spieler von Neumünster und übernahmen das
Zepter. Und so klatschte der Ball schon in der ersten Halbzeit zweimal an
das Aluminium des St.Paulikastens. Die Stimmung wollte auch nicht so richtig
hoch kochen, alle schienen mehr oder weniger entsetzt, was sich vor ihren
Augen abspielte. Mit viel Dusel retteten sich die Braun-Weißen in
die Halbzeit. Uns schwante böses. Trainer Gerber hatte wohl auch erkannt,
dass Hanke (vielleicht vergleichbar mit Baluschinski) nicht der schnellste
mit und ohne Ball ist und wechselte ihn kurz nach der Pause aus. Eine Verbesserung
des St.Paulispiels stellte sich aber nicht ein, im Gegenteil nach dem die
Neumünsteraner nochmals den Pfosten auf seine Standfestigkeit hin überprüft
hatten, entschloss sich Hey (ja das ist sein Name) den Ball doch im Kasten
zu versenken. 0:1 und nun war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. St. Pauli
war jetzt wohl erwacht, wurde aggressiver und kam auch zu einigen Tormöglichkeiten,
die aber insgesamt nicht zwingend waren. Kurz vor Schluss, ein Braun-Weißer
dringt in den Strafraum von Neumünster ein, fällt, ein Pfiff und
die fragenden Gesichter was wurde denn gepfiffen, doch nicht etwa Strafstoss
für St. Pauli. Und doch der Mann in Schwarz-Gelb zeigte auf den Punkt.
Nächste Frage: Warum? Die ersten Leute in der Gegengerade schrieben "Schieber,
Schieber". Mölzls schnappte sich trotz allem den Ball und verwandelte
den Elfmeter sicher. Also doch "Song 2" aber nach so richtig springen,
hüpfen und singen war keinem Zumute. St. Pauli gleicht, von glücklich
kann man kaum noch sprechen, aus. Dann war auch schon Schluss und wir entschieden
uns dafür im Klubheim und im Fanladen noch das ein oder andere Bier
auf den Schreck zu nehmen.
der kiezkicker |


werder bermen (a) - st. pauli

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st. pauli - vfr neumünster
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