Wie bereits bekannt, wurde am Samstag nach dem SVB-Spiel bei TeBe der Fanladen
der Borussen überfallen. Ob es sich bei den Angreifern um Hertha, BFC oder
Union-Hools handelte ist unklar. Sicher ist nur, dass die Aktion offensichtlich
geplant war. Aus diesem Grund erscheint an dieser Stelle kein Spielbericht,
sondern ein Interview mit Alex, aktiver Fan von TeBe und selbst Zeuge des
Überfalls.
Abseits: Hallo Alex, schön dass du so kurzfristig die Zeit gefunden
hast. Vorweg möchte ich dir und den aktiven TeBelern im Namen der Abseitsredaktion
unsere Solidarität erklären. Du warst selbst Zeuge des Angriffs
auf euren Fanladen, über den auch schon im Babelsberg03-Forum ausgiebig
berichtet wurde. Wie geht es euch und wie sind die ersten Reaktionen in
der TeBe-Fanszene?
Alex: Danke für eure Unterstützung. Tja das war ein herber Schock.
Wir sind zu tiefst erschüttert und wütend. Bei uns wurden zwar
auch solche Szenarien diskutiert, aber so lange es den Fanladen gibt, ist
derartiges noch nie passiert. Deshalb haben wir damit eigentlich nicht gerechnet.
Selbst nach Problemspielen wie z.B. gegen den BFC gab es bis auf ein paar
Pöbeleien keine ernsthaften Probleme. Wir müssen uns jetzt erst
mal überlegen, wie wir den Fanladen zukünftig weiterbetreiben.
Klar ist aber, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und den Fanladen
auch an dem jetzigen Ort fortführen wollen.
Abseits: Darin wollen wir euch natürlich bestärken. Gab es von
Seiten des Vereins schon erste Reaktionen?
Alex: Eine offizielle Erklärung gibt es noch nicht, dazu liegt der
Angriff auch zu kurze Zeit zurück. Klar war der Angriff schon am Sonntag
beim Bundesligaspiel der A-Jugend ein Gesprächsthema. Ich denke aber,
dass der Verein uns unterstützen wird, so wie er es auch schon vor
einigen Monaten nach dem Einbruch in den Fanladen getan hat.
Abseits: Der Überfall ist bei euch sicherlich erst einmal Gesprächsthema
Nummer eins, aber TeBe hat ja auch mit anderen Problem zu kämpfen.
Genau wie wir seid ihr von der Insolvenz heimgesucht worden. Wie ist da
der aktuelle Stand?
Alex: Im Gegensatz zu Babelsberg ist bei uns das Insolvenzverfahren noch
nicht abgeschlossen. Wir standen schon kurz vor der Insolvenz, als die Göttinger
Gruppe aufgetreten ist und quasi handstreichartig den Verein übernommen
hatte und damit jegliches Vereinsleben kaputt machte. Seit dem sportlichen
Abstieg und dem Ausstieg der Göttinger Gruppe hat TeBe für Fußballverhältnisse
relativ bescheidene Schulden gemacht. Es sind jetzt 280.000 € Verbindlichkeiten
festgestellt worden, die ja bei Babelsberg doch deutlich höher ausgefallen
sind (Lachen). Wir hoffen natürlich, dass das Verfahren spätestens
im ersten Halbjahr des nächsten Jahres abgeschlossen werden kann.
Abseits: Ihr seid eine recht aktive und gut organisiert Fangemeinde. Wie
seid ihr organisiert und welche Rolle spielte dabei der Ausstieg der Göttinger
Gruppe?
Alex: Schon zu Zeiten der Göttinger Gruppe waren wir autonom vom Verein
TeBe organisiert. Wir merkten aber, dass zu dieser Zeit keine Rücksicht
auf Faninteressen genommen wurde, so z.B. bei der Gestaltung des Rahmenprogramms.
Auslöser für die weitergehende Organisierung waren die beiden
für uns vollkommen grundlos erscheinenden Trainerentlassungen von Herman
Gerland und von Stanislav Levy. Wir haben damals einen eigenständigen
Verein „e.V. Fußball-Kultur-Berlin“ außerhalb von
TeBe gegründet, über den auch die Fanläden gelaufen sind.
Mit dem Ausstieg der Göttinger und der Insolvenz sahen wir die Chance,
uns noch stärker im Verein Tennis Borussia zu engagieren. Es gelang
uns im Verein eine eigene Abteilung „Aktive Fans“ zu gründen,
mit der wir mehr Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen können. Die
Abteilung ist Sprachrohr und Mittler von Faninteressen. Wir helfen aber
auch dem Verein, in dem wir z.B. das Stadionheft selbst machen und die offizielle
Internetseite mitbetreuen sowie das Rahmenprogramm, Musik etc. pp. organisieren.
Der Vorteil ist natürlich, dass wir mit der Abteilung ein festes Standbein
im Verein haben, dass auch nicht so schnell wieder abgeschafft werden kann.
Abseits: Tja irgendwoher kenn ich da so ne ähnliche Entwicklung. Natürlich
muss ich mal nach deinen Erfahrungen und Erlebnissen mit den Babelsbergern
fragen.
Alex: Das erste Spiel war das Auswärtsspiel als ihr neu in die Regionalliga
aufgestiegen ward. Wir sind damals mit ner positiven Vorfreude nach Babelsberg
gefahren, da uns bekannt war, dass in Babelsberg die Fanszene versuchte
rassistische und faschistische Gesinnten keinen Raum zugeben. Natürlich
Vorfreude auf das Karli. Wir wurden allerdings tief enttäuscht als
wir nach dem Spiel von „Babelsbergfan“ gezielt u.a. mit Pflastersteinen
angegriffen worden sind und unter Polizeischutz zum S-Bahnhof gebracht werden
mussten. Leider wurden wir auch beim zweiten Auswärtsspiel in Babelsberg
von ein paar Chaoten angegriffen. Die Entwicklungen in der letzten Jahren,
wo die Babelsberger Fans offen gegen Rassismus und Faschismus Stellung beziehen,
unterstützen wir natürlich. Da haben wir viel gemeinsam. Toll
ist auch, dass sich die Fans beider Vereine zunehmen gegenseitig unterstützen.
Für mich ist Babelsberg neben Türkiyemspor die einzige Alternative
in Berlin und Brandenburg zu TeBe, wo ich mir Fußball anschauen würde.
Abseits: Ich denke das Verhältnis zwischen den Fans hat sich seid
damals zum Besseren entwickelt. Danke nochmals, dass du dir die Zeit genommen
hast. Ich wünsche euch natürlich, dass ihr in Zukunft von Angriffen
verschont bleibt und den Fanladen weiterbetreiben könnt.
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