Slowenien – ein Reisebericht
10.09.2003 Slowenien – Frankreich 0:2
12.09.2003 Olimpija Ljubljana – Primorje Ajdovscina 1:0
Ich war gerade eine Stunde in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens und schon
hatte ich die erste Verabredung mit dem slowenischen Fußball. Das
Spiel des Jahres stand für Slowenien auf dem Programm. Zu Gast war
kein geringerer als der ehemalige Weltmeister Frankreich, und das alles
war ein Spiel der Qualifikationsgruppe 1 zur EM in Portugal. Frankreich
hatte bis dato alle Spiele gewonnen (6 Siege, 24:2 Tore) und war somit
haushoher Favorit, aber das kleine Land aus dem Norden des ehemaligen
Jugoslawiens rechnete sich dennoch einige Chancen aus.
Das erste, was mir vor dem „Centralni Stadion“ von Ljubljana
auffiel, war das immense Aufgebot der Polizei. Einen von denen fragte ich,
wo ich den Tickets kaufen könne, er lächelte mich an und sagte: „Sold
out!“ – ausverkauft. Wenn es regulär keine Karten mehr
gibt, mussten halt der Schwarzmarkt und meine Geldbörse herhalten.
Nach einigen Minuten hielt ich stolz mein Ticket in der Hand, und das alles
zum Originalpreis von 4000 Tolar (nicht Dollar, ist kein Schreibfehler)
Umgerechnet ca.17 Euro.
Dann rein, ein Radler geholt (reines Bier gibt es dort im Stadion nicht)
und mir das nette supervolle Stadion angeschaut. Sieht ganz hübsch
aus, ist recht klein (8000 Zuschauer) und hat für die VIP´s eine
Tribune mit Säulen. Dafür gibt es keine Anzeigetafel auf Elektronikbasis,
sondern ein Sportsfreund steckt per Hand das Ergebnis um. Erinnerte mich
sehr an die Unioner Wuhlheide und Neuruppin. Die Nationalfarben der Slowenen
sind weiß, blau, rot (+Triglavwappen). Und so versank gleich zum Anfang
des Spiels das gesamte Stadion (bis auf den kleinen Gästeblock) unter
Plastefolien in diesen Farben. Sehr imponierend. Bei der Mannschaftsaufstellung
bekam jeder französische Spieler von den Slowenen Applaus, eine superfaire,
Respekt zollende Geste. Frankreich trat auch in Bestbesetzung an (u.a. Barthez,
Zidane, Lizarazu, Trezeguet, Sagnol, Henry ...). Aber auch die Slowenen
hatten ein schlagkräftiges Team mit ihren Stars am Start. Zu den Bekanntesten
zählen z.B. Zahovic (Benfica Lissabon), Ceh (Club Brügge, Dortmund
wird sich an den schnellen Blonden erinnern), Knavs (Kaiserslautern), Acimovic
(Tottenham). Ein weiterer in Deutschland spielender Slowene ist Sukalo aus
Unterhaching.
Dann ging es los und nach 10 Minuten erzielte Trezeguet schon das 1:0 für
Frankreich, standesgemäß. Nun waren auch mal die knapp 200 französischen
Schlachtebummler zu hören, sonst herrschte von denen absolute Stille.
Mitte der ersten Halbzeit kamen dann die Slowenen besser ins Spiel, erzielten
jedoch kein Tor. In der zweiten Halbzeit spielten dann die Franzosen ihre Überlegenheit
aus, und obwohl die Slowenen ganz gut mitspielten, kamen sie dennoch kaum
zu richtigen Chancen und die paar Bälle, die auf´s Tor der Equipe
Trikolore kamen, die schnappte sich Barthez. In der 71. Minute schoss Dacourt
mitten ins slowenische Herz zum 2:0, damit war auch die letzte Spannung
raus. Zidane wurde nun unter großen Applaus ausgewechselt, jaja diese
Superstars... Zum Schluss der Partie gerieten die Slowenen noch etwas unter
Druck, aber es sollte bei den zwei Treffern bleiben. Niemand im Stadion
war sauer, und alle applaudierten ihrer Mannschaft. Die Fankurve Sloweniens
war ständig am singen, ab und zu flog auch schon mal ein Bengalo Richtung
Spielfeld, aber das interessierte niemanden wirklich.
Slowenien musste dann in der Relegation gegen die Kroaten ran. Nach einem
Remis in Kroatien folgte eine mehr als unglückliche Niederlage zu hause
gegen die Karohemden. Sonst wäre es bei der EM 04 in Portugal erneut
gegen die Franzosen gegangen...
Zwei Tage nach dem Länderspiel fand im „Centralni-Stadion“ ein
Spiel der slowenischen ersten Liga (Simobil-Liga) zwischen Olimpija Ljubljana
und dem Tabellenführer Primorje Ajdovscina statt. Olimpija war zu diesem
Zeitpunkt (nach 7 Spielen) Fünfter. Das Zuschauerinteresse ist bei
Ligaspielen recht verhalten, aber mit durchschnittlich 1000 bis 2000 Zuschauer
kommen immerhin mehr ins Stadion als in Armenien. Eine Ursache für
den geringen Zuspruch könnten die relativ hohen Eintrittspreise sein.
Olimpija gegen Primorje kostete 2000 Tolar, das sind mehr als 8 EUR, ...recht
viel Geld für einen Slowenen.
Auch an diesem Abend kamen nur ca. 1000 Zuschauer, aber die wenigen Olimpija-Fans
supporteten ihr Team mit Gesängen über die gesamten 90 Minuten.
Das Spiel war recht langweilig und Olimpija gewann zur Freude der Zuschauer
mit 1:0.
Was gibt es sonst zum slowenischen Fußball noch zu sagen?
Aushängeschild Sloweniens ist der „NK“ Maribor, Dauermeister
seit 1996, zum Gram von Olimpija Ljubljana, die in den ersten Jahren der
Unabhängigkeit Champion waren. In der letztjährigen Qualifikation
zur CL schied Maribor denkbar knapp gegen Dinamo Zagreb/ Kroatien aus (1.1,
1:2). Besser machten es da schon die Clubs im UEFA-Cup. Olimpija gewann
die Quali gegen Shelbourne aus Irland mit 1:0 und 3:2, schied aber in der
1.Runde trotz eines 1:1 Hinspiels mit 0:3 in Liverpool aus. Publikum Celje
(die heißen wirklich so) warf den mazedonischen Vertreter Belasica
Strumica mit 7:2 und 5:0 aus dem Rennen. Verlor dann jedoch ebenfalls in
Runde 1 bei Maccabi Haifa (Israel) mit 1:2.
Soviel vorerst aus Slowenien, einem kleinen Land südlich der Alpen,
mit wunderschöner Natur, beeindruckenden Landschaften, einer hübschen
kleinen Hauptstadt und einer Nationalmannschaft, die hoffentlich 2006 zur
WM fährt. Verdient hätten es die Slowenen allemal.
Andre B.
|
|