Babelsberger Fußball - Legenden
Siegfiried Aldermann
Er gehörte ohne Zweifel zu den letzten großen Rotationern, die Babelsberger Fußballgeschichte schrieben. Dabei war eine Fußballkarriere ursprünglich gar nicht geplant. Auf dem Land, in Forst geboren, wollte der kleine Siegfried immer Tierarzt werden. Doch sein Hobby, mit elf begann er bei Blau-Weiß Forst die Töppen zu schnüren, wurde schnell zum Lebensinhalt. Als er dann 1955 zum Abi nach Potsdam kam, entdeckte man bei Rotation schnell die Talente des nur 1,60 großen Aldermanns. Bereits ein Jahr später führte er unter Anleitung von Trainer und Mentor Paul Bauschke Rotations - A-Jugend zum DDR-Meister-Titel. 1957 kam der Gewinn des FDGB-Pokals dazu. Siggi bestritt zudem sein erstes Spiel in der Oberliga-Elf an der Seite von Hannes Schönes, Harry Adam oder Selle Selignow. Der Durchbruch war phänomenal. Im ersten Jahr bestritt er 25 der 26 Punktspiele und war mit 13 Treffern mit Abstand der beste Schütze der damaligen Oberligatruppe. Auch 2 Junioren -Länderspiele (gegen Polen und CSSR) kamen hinzu. Leider ging es im folgenden Jahr 1958 bereits bergab. Auch der "kleine Mann mit dem großen Kämpferherzen" konnte den Abstieg in die Liga nicht verhindern. Er war es auch der das letzte Babelsberger Oberliga - Tor erzielte. Der angestrebte sofortige Wiederaufstieg misslang im Folgejahr.
Inzwischen studierte der Blondschopf an der Potsdamer Uni Sport, wollte Lehrer werden. Ein verlockendes Angebot von Dynamo Berlin (mit Job und Haus) schlug er aus. Er hatte sein Herz bereits an Babelsberg und seine spätere Frau Marina verloren. Als 1961 der SC Potsdam geboren wurde, wurde er wie die meisten seiner Mitstreiter dorthin delegiert. Man wusste von der ausgefeilten Balltechnik und Schusskraft des kleinen Dribblers. Trotz seines unermüdlichen Einsatzes gelang es nicht, den Verein ins sportliche Oberhaus zurück zubringen. Viele Rückschläge (Schädelbruch, mehrere Rippenbrüche, Kreuzbandriss etc.) steckte er dabei weg, kämpfte sich immer wieder heran. Nach dem Ende des SC's machte er bei Motor (insgesamt noch 202 Ligaspiele/ 49 Tore) weiter, erst 1981 hängte er die Fußballschuhe, damals noch 43jährig bei den Alten Herren aktiv, an den Nagel. Doch an einen Abschied war da noch nicht zu denken. Sein Sohn Jörg spielte da bereits in Motors I. und Siegfried kümmerte sich als Co-Trainer, später sogar kurzzeitig Trainer, um die Ausbildung der Spieler. Später trainierte er die Potsdamer Bezirksauswahl der Schüler (heute C und B -Junioren), war Ausbilder im Trainingszentrum Potsdam. Und auch beruflich ging es immer weiter bergauf. Nach langen Jahren als Sportlehrer machte man ihn zum Fachschuldozenten für Sport an der Uni Potsdam.
Irgendwann schaffte es seine Frau ihn zu überreden, nach den vielen Jahren des Fußballs, etwas kürzer zu treten. Doch es sollte nicht lange anhalten. Als Enkel Björn anfing, im Nulldrei-Nachwuchs auf der nahen Sandscholle dem Ball nachzujagen, hielt es ihn nicht zu hause. Er hängte noch ein paar Jahre Trainer ran, seine Enkel sollte ja noch einiges vom Opa mitkriegen. Mit 60. war dann aber endgültig Schluß. Und was gäbe es schöneres für die Familie des mittlerweile schwer kranken Siegfried Aldermann, als einen ähnlichen Erfolg des jüngsten Sprosses? Der Name Aldermann ist bereits unvergessen fester Bestandteil des Fußballs in Babelsberg und Potsdam.
Falko