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Fußball in Asien

Fußball in Asien hat seit der letzten WM in Südkorea und Japan endlich den Durchbruch geschafft. Mit erfrischendem Offensivfußball drückten die Kleinen Gastgeber der WM ihren Stempel auf. Und mit dem Erreichen von Achtelfinale bzw. Halbfinale haben sie weiteren Vertretern des gelben Erdteils Tür und Tor geöffnet, denn die FIFA wird kaum umhin kommen, dem Asiatischen Verband künftig mind. drei direkte Startplätze zuzubilligen.
Und auch Nulldrei hat sich von der WM anstecken lassen und hat mit Yakuhizo Okuyama (Japan) und Rani Al Kassem (Paläst. Abstammung) die ersten Asiaten an den Babelsberger Park geholt, was auch unter den Fans Begeisterung auslöste.
Aber was weiß man eigentlich vom Fußball in Asien ? Gut, dank der letzten WM bekam man verschiedene Eindrücke von den Gastgeberländern, aber mehr auch nicht? Mit fällt da spontan noch der legendäre Bum Kun Cha ein oder das Litti San seine Karriere als Spieler in Japan beendet hat. Aber das war es dann auch schon! Aber weit gefehlt, der asiatische Fußball ist weit mehr...er gilt laut alter chinesischer Quellen sogar als Ursprung des Fußballs.
Vor gut 4000 Jahren, so die Geschichte lebte der sagenhafte "gelbe Kaiser" Huang- ti. Er führte neben der Schrift, der Seidenraupenzucht, der Musik u.v.a. auch das Fußballspiel in China ein. Ts'uh - Küh - den Ball mit dem Fuß stoßen - wurde das Spiel genannt, dass hauptsächlich im Nördlichen China von den Hunnen (barbarischen Nomadenvolk der Steppen Mittel und Westasiens) gelehrt wurde. Anders als z.B. das ursprüngliche Pelota in Mittelamerika diente das Ts'uh - Küh nicht rituellen Zwecken, sondern war vermutlich Teil der militärischen Ausbildung, wurde es doch zunächst ausschließlich von Soldaten gespielt.
Während der Tschou - Dynastie (11 Jahrhundert - 249 v.Chr.) breitete sich das Spiel immer mehr im Volk aus. Überlieferungen aus der Zeit beschrieben z.B. das der Ball aus acht zusammengenähten Lederstücken bestand, die mit Federn und Tierhaaren ausgestopft waren.
In der Epoche der Ts'in - Dynastie bis zum Ende der Sui -Dynastie (221 v.Chr. bis 618 n.Chr. ) erreichte das Fußballspiel in China den Höhepunkt der Beliebtheit. Es wurde zum Unterhaltungssport und nahm sogar professionelle Züge an. Für siegreiche Mannschaften wurden silberne Pokale und kostbare Stoffe als Preise ausgesetzt, unterlegene Mannschaften wurden beschimpft oder sogar verprügelt.
Der luftgefüllte Ball wurde erfunden. In einem 25 Kapitel umfassenden Handbuch wurden erste Regeln niedergeschrieben. Danach zählten die Mannschaften mind. 10 Spieler, meistens sogar mehr. Es gab Tore, einen Torwart und einen Spielführer. Sogar Frauen spielten damals schon Ts'uh -Küh. Dennoch verschwand das bereits hoch entwickelte, gelobet wie verfluchte Spiel um das Jahr 900 n. Chr. völlig von der Bildfläche.
Dafür tauchte im 8. Jahrhundert ein fußballähnliches Spiel in Japan auf , das Kemari genannt wurde. Bei einer Art Tempelzeremonie stellten sich dabei vier bis sechs Teilnehmer, die in prächtige Kimonos gekleidet waren, im Kreis auf und versuchten den Ball abwechselnd hochkickend möglichst lange in der Luft zu halten. In Kyoto wird das Kerami noch heute von zwei Clubs gepflegt. Gepflegter Rasensport wie wir ihn kennen brauchte eine lange Zeit bis er den Weg zurück zum größten Kontinent der Welt, nach Asien, fand. Die Gründe dafür liegen in politischen, entwicklungstechnischen und auch klimatischen Gegebenheiten. Vorderasien und Arabien war Teil des Osmanischen Reichs, konnte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts von den Türken befreien. Mittel - und Südasien war von Kolonialmächten unterworfen. So kam, wenn auch ungewollt der Fußball zurück nach Asien. Die Briten ( selbsternanntes Mutterland des Rasensports) brachten ihn nach Indien. Doch die Inder fanden keinen Gefallen an dem Sport, spielten lieber vornehmes Hockey. Einzige Ausnahme wohl die Teilnahme von Dutch-East-India (heute Indonesien) bei der WM 38. In den Kolonien setzt sich der Sport der verhassten Kolonialherren nicht durch. Erst als Mitte des 20 Jahrhunderts viele Staaten sich von ihren Besatzern befreien und die Unabhängigkeit ausrufen, nimmt das gesellschaftliche und sportliche Leben eine andere Richtung. Vom großen Fußball, wie er da bereits in Europa und Südamerika gespielt wird, ist man in Asien jedoch noch weit entfernt. Im roten Reich von Mao wird der Sport gefördert, bleibt jedoch auf Tischtennis, Schwimmen und Leichtathletik beschränkt. Fußball hat es weiter schwer.
Am 8. Mai 1954 wird in Manila (Philippinen) der AFC (Asian Football Confederation) gegründet. Nur wenige Wochen später wird der AFC offiziell in die FIFA aufgenommen. Die 12 Gründungsmitglieder hatten sich zum Ziel gesetzt die Entwicklung des asiatischen Fußballs voranzutreiben. Mittlerweile hat der AFC 45 Mitglieder, vom Libanon im Westen bis Guam im Osten, von Korea im Norden bis Indonesien im Süden. Über die Hälfte aller Fußballspieler dieser Welt kommen aus Asien.
Zwei Jahre später - 1956 - wird die erste Asien-Meisterschaft ausgetragen. In Hongkong schlägt Südkorea im Finale Israel, das damals noch Mitglied des AFC war. Aktueller Asienmeister ist Japan, das sich im Jahr 2000 gegen Saudi Arabien (2facher AM-Sieger) durchsetzte.
Auch wenn die Araber bei der WM gegen die Deutschen kläglich mit 0:9 untergingen, ist der Abstand zum Welt-Standard gar nicht so weit. In Ländern wie Kuwait, VAE oder Saudi Arabien werden schon seit geraumer Zeit Spieler und Trainer-Stars mit Hilfe von Petro-Dollars gelockt. Ein Mario Zagalo führte z.B. Kuwait 82 zur WM-Endrunde. Das größte Problem dieser Region ist immer noch das Klima. Wegen der großen Hitze kann Fußball nur in der Zeit von September bis April gespielt werden.
Aber auch der Nordosten Asiens machte bereits vor dieser WM auf sich aufmerksam. Japan erreichte bereits 1968 den 3.Platz bei der Olympiade und Nordkorea spielte locker lässig bei der WM 66 in England auf, bezwang damals bereits Italien und erreichte das Viertelfinale. Die Volksrepublik Nordkorea katapultierte sich jedoch selbst ins aus, in dem man aus politischen Gründen nur gegen sozialist. Bruderländer spielen wollte, man verzichtete zeitweilig sogar darauf an der WM-Qualifikation teilzunehmen. Z.B. weigerte sich die KVDR bei der Vorausscheidung zur WM 70 gegen das "kontinentfremde" Israel zu spielen und wurde disqualifiziert.
Ein anderes Problem war lange Zeit, die Anzahl der Startplätze für Asien. 1958 und 62 mußten die beiden besten Vertreter Asiens und Afrikas noch Playoffs gegen Europäische Auswahl-mannschaften bestreiten. Schon aus diesem Grund gab es höchstens fünf oder sechs asiatische Bewerbungen für die Teilnahme an einer WM-Qualifikation. Seit ab 1970 Asien und Australien/Ozeanien zusammen ein Platz bei der WM zugebilligt wird, steigt auch die Anzahl der Bewerber.. Ab 82 gab es sogar zwei Plätze für Asien u. Ozeanien, ab 1986 in Mexiko endlich zwei direkte Qualifikationen. Das hat dazu geführt, das sich zum Beispiel für die Qualifikation zur letzten WM neben den gesetzten Teams aus Japan und Südkorea 39 weitere Länder beteiligten, mit der Hoffnung einen der drei möglichen Plätze zu ergattern. Dabei sein ist alles! - so scheinbar das Motto, denn das Abschneiden der Teams von Guam (0:39 Tore/ 0 Pkt.), Macao (2:31 Tore / 0 Pkt.), Taiwan (0:25 Tore/ 0 Pkt.), Brunei (0:28 Tore/ 0 Pkt.) oder den Philippinen (2:29 Tore/ 0 Pkt.) aus jeweils sechs Vorrundenspielen lässt kaum Optimismus zu. Man stelle sich mal vor, Europa hätte nur zwei direkte WM-Plätze. Wer weiß, wie viel Länder dann überhaupt an den Ausscheidungsrunden teilnehmen würden? Da ist es als durchaus positiv zu bewerten, das die FIFA derzeit überlegt, ob Asien nicht ab 2006 in Deutschland vier direkte Startplätze bekommt. Zumindest hätten denn die kleinsten der Kleinen auch weiterhin Lust, sich am Ländervergleich zu beteiligen. Zudem hat die FIFA der VR China ans Herz gelegt, sich für eine WM im Jahre 2014 zu bewerben. AFC-Präsident Mohammed bin Hammam (Qatar) ist davon begeistert und hofft, dass der asiatische Fußball mit der neugeschaffenen Champions League (mit dem Beschluß vom 11.8.2002 geht der Wettbewerb sofort an den Start) endlich den Durchbruch schafft.
Bisher wurden in Asien, ähnlich wie in Europa vor 10 Jahren, zwei Pokale ausgetragen. Der Cup der Landesmeister und der Cup der Pokalsieger. In der neugegründeten AFC - Champions League soll in 4 Gruppen ( 2 Ost und 2 Westgruppen wegen der weiten Entfernungen) a 4 Teams gespielt werden. Acht Vereine (jeweils vier aus Ost und Westasien) gelten als gesetzt. Weitere 42 Mannschaften aus 30 Nationen spielen in Ausscheidungsrunden um die verbleibenden acht Plätze. Anreiz dafür ist der Preis von 500 000 US$ für den Sieger, was das fünffache vom Gewinn des Cups der Landesmeister ist. Schon die 10000 US$ für die Erstrundenteilnehmer ist ein außerordentlicher finanzieller Anreiz, so Peter Veloppan, Sekretär des AFC. Die dadurch neu entfachte Konkurrenz soll die Vereine und Ligen stärken, um den asiatischen Vereinsfußball attraktiver und international konkurrenzfähiger zu machen. Es geht also aufwärts mit dem Fußball in Asien - die Zeit der Zwerge ist vorbei.
Fortsetzung folgt.....

Falko

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Gründung des AFC 1954

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Dutch East India bei der WM 1938

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Nordkorea - Italien 1:0 WM 1966

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Nordkorea nach dem Sieg über Italien 1966

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Kemari - Spiel in Japan 8. Jahrhundert

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