Das Jahr 1961 sollte einige Veränderungen für den Babelsberger Fußball bringen, die teils mit Wohlwollen, teils mit Entsetzen aufgenommen wurden. Allgemein positiv wurde der Entschluß aufgefasst, den DDR-Fußball wieder dem internationalen Rhythmus anzupassen, d.h. die Spielzeiten sollten künftig wieder im Herbst/Frühjahr-Rhythmus ausgetragen werden. Zur Erinnerung - ab dem Jahr 1956 wurde der Fußball in der DDR gleich dem Kalenderjahr ausgetragen.
Um eine längere Pause zu vermeiden, entschloß man sich, eine dreigeteilte Serie zu spielen. Dazu wurden die Ansetzungen so gelegt, dass jede Mannschaft der 1.DDR-Liga ( dort spielte Rotation Babelsberg bis dato) je 18 Heim - und 18 Auswärtsspiele bestreiten sollte. Drei Begegnungen sollten auf neutralem Platz ausgetragen werden.
Zum anderen wurde auf dem VII. Bundesvorstand des DTSB beschlossen den Leistungssport mit Blickrichtung auf die kommenden beiden Olymp. Spiele voranzutreiben. Aus diesem Grund sollten in Frankfurt/O., Potsdam und Neubrandenburg "Sportclubs" entstehen, in denen gezielt Talente des Einzugsgebietes zu den SC's delegiert und spezifisch ausgebildet würden. Für Potsdam bzw. Babelsberg hieß das speziell, das die Fußballabteilung des neuen SC Potsdam künftig den DDR-Liga-Platz von Rotation Babelsberg übernehmen sollte. Ebenso wird der größte Teil der Spieler der 1.Männer, die 1.Junioren- sowie 1.Jugendmannschaft zum SC delegiert. Zielstellung im Bereich Fußball war der Wiederaufstieg in die höchste Klasse - der Oberliga - bis zum Jahr 1965. Rotation musste sich schweren Herzens damit abfinden, künftig in der 2.DDR-Liga gegen den Abstieg zu spielen. Beide Teams sollten sich jedoch den Karl-Liebknecht-Sportplatz teilen, so der Beschluß des DTSB.
Am 8.2.61 wurde der SC Potsdam offiziell gegründet, DTSB-Bezirks-Stellvetreter Vietzke zum Leiter gewählt, als Trainer-Trio gewann man Hans Schöne, Schupo Tietz und Achim Bebber. Gut einen Monat später ging bereits der Punktspielbetrieb los.
Zum Auftakt fuhr die neuformierte Elf nach Gera, einem Staffelfavoriten. Kochales 1:0 nach zehn Minuten wurde bereits wenig später von den Wismutern egalisiert. Fortan rückte Neu-Torwart Wendorff in den Mittelpunkt des Geschehens. Mit seinen Paraden hielt er den ersten Sc-Punkt bis zum Abpfiff fest.
Den ersten Sieg fuhr der SC dann bereits im zweiten Spiel ein. Vorwärts Cottbus sah beim 3:0 der Hausherren (2x Kochale, Aldermann) keinen Stich. Ein prima Start vor 6000 heimischen Zuschauer.
Wie der Zufall es wollte, kam es in der 1.Pokalrunde zum brisanten Ortsderby: Rotation Babelsberg gegen den SC Potsdam. Vor nur 3000 Augenzeugen entwickelte sich das Spiel zu einem echten Pokalfight. Bereits nach 15 Minuten schoß Bretall die stark spielenden Rotationer in Führung. Aldermann glich jedoch noch vor der Pause aus. Nach Wiederbeginn war es erneut Aldermann der nun die Führung für den Club erzielte. Und ebenfalls war es Bretall, der mit seinem 2:2 in der 70. Minute die Rotationer wieder zurück ins Spiel brachte.
In den nun folgenden letzten Minuten wollten beide die Entscheidung herbeiführen, Chancen hüben wie drüben. Feldweg war es am Ende vergönnt, den 3:2 Sieg für den Club zu sichern. Rotation verabschiedete sich jedoch mit erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb.
Schnee, Hagel, Regenschauer und 6000 Zuschauer erwarteten die Potsdamer im Dresdner Harbigstadion. Dynamo der klare Favorit, doch der SC startet besser. Benkert's 1:0 nur nach wenigen Minuten. Dynamo gleicht jedoch noch vor der Pause aus. Nach dem Wechsel erneut Jubel der Gäste. Diesmal war Borowietz der Torschütze. Dresden warf nun alles nach vorn und wurde belohnt. 11 Minuten vor Schluß gelang den Gastgebern noch der 2:2 Ausgleich. Die Dynamos somit weiter Tabellenführer vor Karl-Marx-Stadt und dem SC Potsdam.
Am 28.März 61 kam es zum nächsten Topspiel. Der Club erwartete die an zweiter Stelle stehenden Elf von Motor K.M.Stadt. In dem hart umkämpften Spiel (mehrmals mussten Potsdamer Spieler verletzt pausieren - Auswechseln durfte man damals noch nicht) gingen die Sachsen vor der Pause in Führung. Nach dem Seitentausch stürmten allein die Potsdamer, doch der nächste Konter der Gäste saß erneut - 0:2! Fortan spielte sich das Geschehen nur noch im Gästestrafraum ab, doch mehr als ein Elfmetertor von Pillau sprang nicht heraus. Die erste, wenn auch unnötige, Niederlage ließ die Potsdamer statt des erhofften 2.Rangs nun auf den 7. purzeln.
Im ersten auf neutralem Boden ausgetragenen Spiel - in Staßfurt - bezwangen die Club'ler die Elf von Chemie Wolfen mit 2:0 dank Treffern von Kochale und Borowietz. Sieben Tage später hieß es beim Oberliga-Absteiger Zeitz anzutreten. Trotz Dauerregens und einem mehrere Zentimeter tief unter Wasser stehenden Hartplatzes wurde das Spiel freigegeben.
Die nun folgende Wasserschlacht hatte mit Fußball dann wenig zu tun, ein Glückstor der Chemiker entschied die Partie. Zeitz nun Tabellenführer vor Dynamo Dresden.
Gegen Dynamo Eisleben kehrten die Tietz/Schöne-Schützlinge wieder auf die Siegerstraße zurück. 4000 Zuschauer sahen eine klar einseitige Begegnung im Karli, die Pillau aber erst in der 84. per Elfer entschied.
Mit einem 3:1 n.V. kamen die SC-Fußballer eine Woche darauf von der 2.Pokalrunde bei Vorwärts Rostock zurück. Nach der überstandenen Pflichtaufgabe sollte nun der Kampf um den möglichen Aufstieg neu entfacht werden. Kellerkind Fortschritt Weißenfels wurde als erstes in Herzberg überrollt. Beim 4:1 trugen sich 2x Siege Aldermann, Geserich und Benkert in die Torschützenliste ein. Klaus Benkert war dann auch derjenige, der sieben Tage später gegen Neubrandenburg das goldene Tor erzielte. Nach dem 1:0 war der SC wieder drin im Rennen um die begehrten Aufstiegsplätze.
Das nicht immer der bessere als Sieger den Platz verlässt, ist beim Fußball weithin bekannt. Diese Erfahrung mussten die SC-Sportler bei Dynamo Hohenschönhausen machen. Zwei Schnitzer in der Abwehr brachten die Lichtenberger schnell mit 2:0 in Vorteil. Potsdam antwortete mit sehenswertem Kominationsfußball und erspielte sich Chance um Chance. Geserich erzielte dann auch in der 65. per Kopf den Anschluß. Vorangetrieben von 1000 Zuschauern lag der Ausgleich in der Luft, doch es kommt anders. Ein weiter Abschlag wird von einem Berliner verlängert - 3:1. Das wars. Höchst unverdient übernimmt Dynamo damit die Führung in der 1.DDR-Liga. Aber es wird nicht besser für den Club. In Bützow (bei Rostock) unterliegt der SC mit 2:3 Einheit Greifswald. Damit hat man sechs Punkte Rückstand auf die führenden Dynamos aus Dresden und Hohenschönhausen. Aber noch sind es zwei Spiele bis zur ersten Drittelpause. Motor Dessau unterstrich dann auch sogleich seine Schlusslichtambitionen , unterlag deutlich im Karli mit 0:4 (Kochale, Aldermann, Geserich und Borowietz). Der SC im Aufwind? Leider nicht. Erneut mangelnde Chancenverwertung der Potsdamer beim 2:2 in Stalinstadt. So bleibt es zur ersten Sommerpause bei einem mit Sicherheit guten 5.Platz des SC Potsdam, der für den Fortverlauf der Saison noch auf einiges hoffen ließ.