Klönschnack - Gastspiel im Norden
Wenn es in den Norden geht, dann muss man auch mal den Jahresurlaub auf den Kopf hauen ("kritische Unternehmer" wissen davon ein Lied zu singen) und das Wochenende in Hamburg verbringen, zumal St. Pauli Heimspiel hat und gutes Wetter angesagt ist.
So sollte das Skandalspiel bei Holzbein Kiel eigentlich den gelungenen Einstand ins nordische Wochenende markieren, aber so ein Schiri hat halt andere Pläne.
Also, raus aus dem Stadion, noch schnell nach dem üblen Kieler Pöbel Ausschau halten und ab zum Auto. Spontan entschlossen sich auch noch ein paar Filmstädter das Angebot unseres Gastgebers (nochmals Dank an Uwe, dass war ganz großer Sport) anzunehmen und Hamburg einen Besuch abzustatten. Während der Fahrt gab's natürlich eine gründliche Analyse des Versagens des Schirigespanns: gelb/rote Karte für Civa, den Platzverweis von Lau und etliche höchst zweifelhafte Abseitsentscheidungen, von nicht geahndeten Fouls mal ganz abgesehen. Super Herr Perschke, so werden Sie noch ein ganz Großer im Deutschen Fußballbund! Und die Liries drücken wahrscheinlich wieder die Schulbank, nächstes Jahr soll ja das Zeugnis nicht ganz so schlecht ausfallen, vor allem in Geometrie, Sport und Ethik scheinen sie doch einige Schwierigkeiten zu haben.
Auch die Leistung der Mannschaft wurde gewürdigt, so wählte man gleich zwei Spieler zum Mann des Tages Oli Herber und zum zweiten Michael Lorenz. Tja ansonsten, Abwehr "oha" und Angriff "auch öfter mal reinschießen" sind so die konsensualen Aussagen der Autoinsassen und Fußballexperten.
In Hamburg angekommen, ging's gleich erst mal auf den Kiez. Das neue Quartier des Jolly Roger musste ja besichtigt und gewürdigt werden. Der Hauptgrund für den Umzug war wohl Gerüchten zufolge, die dann doch recht auffälligen Verewigungen eines gewissen Herrn Stephan K., aus P, Stadtteil B an der H. Offiziell will man natürlich nicht das sehr freundschaftliche Verhältnis zum SVB auf Spiel setzen, so heißt es dann doch Ärger mit den Anwohnern, Probleme mit dem Vermieter etc. pp. Zum Jolly: nach wie vor eine Empfehlung erster Klasse, wenn auch nicht mehr so direkt auf dem Kietz gelegen, aber immer noch in direkter Nähe zum Stadion. Es fehlt natürlich noch etwas das Flair des alten Jollys, aber das wird sich schon auch noch einstellen, da bin ich mir sicher. Besonderes nach Heimspielen des FC St. Pauli dürfte es wohl auch weiterhin eines DER Anlaufziele für St. Pauli-Fans sein.
Das Bier lief an diesem Abend gewohnt erfrischend die Kehlen herunter, wenn gleich auch nicht so üppig, denn ich zumindest war dann doch schon etwas angeschlagen und suchte den Weg in die Koje. Andere hatten mehr Stehvermögen, so dass jeder auf seine Kosten kam.
Am nächsten Morgen, nachdem alle Nachtschwärmer dann doch noch den Weg an den Frühstückstisch gefunden haben wurde zum großen Kriegsrat gerufen und der Schlachtplan für den Samstag gestrickt. Anfängliche Begeisterung für "las uns doch mal an die Nordsee fahren" legten sich nach den Staunachrichten und dem kritischen Blick auf die Uhr. Also, dann doch einen relaxten Tag in Hamburg. Und den verbringt man am besten noch immer an der Elbe. Also dann, Wegzerrung in den Rucksack auf zu den Landungsbrücken und dann schön gemütlich mit der Fähre nach Övelgönne zur "Strandperle" genau auf Höhe der Hafeneinfahrt. Bei sommerlich warmen Temperaturen ließ es sich dann im Schatten sitzend, kühles, blondes Astra trinkend richtig gut aushalten. Am selben Tag gab's auch noch das Welt-Astra-Fest, für Freunde des Biergenusses ein Muss (?). Aber Planung und Umsetzung sind halt doch zwei verschiedene Paar Schuhe. So gegen Abend ging's dann noch auf nen Geburtstag eines Hamburgerfreunds, wo sich auch hier wie am Vortag die "Hartgesottenen" von den "Erfahrenden" trennten, die einen halt auf den Kiez, die anderen zur Unterkunft. Um dann, getrennt von einander, das ein oder andere Bier noch zu trinken.
Sonntag: Es brauchte keiner Planung, Umsetzung war Programm, es ging zum Spiel St. Pauli gegen LR Ahlen zum Millerntor. In der Nordkurve traf sich der Babelsberger Mopp, der doch immerhin um die 10 Leute umfasste, zwei von ihnen allerdings mit dem Ziel ohne Karte Richtung Gegengrade und Singing Area. (Erfolg fraglich; Ausgang dem Autor unbekannt). Die übrigen Babelsberger, in der Mehrzahl Munker (wen wundert es, sind doch Liquiditätsprobleme und Dopingskandale anderer 03er-Fanclubs längst bekannt), bereiteten sich mit Übersteiger (Fanzine der FC St. Pauli) und Astra zusammen mit befreundeten St. Paulianern auf das Spiel vor. Nach dem St. Pauli in Frankfurt mit 4 : 0 enttäuschten erwarten sowohl die Fans als auch die Mannschaft ein wesentlichen besseres Abscheiden der Recken in braun-weiß. Nach dem die neue "Fanhymne" eine coverversion von "you'll never walk alone" von Bela B. (Ärzte) erstmals am Millerntor gespielt wurde, ging es dann auch endlich los. Die Hymne selbst ist wohl bei den wenigsten St. Paulianern angekommen. Nach dem Stück, dass von Pfiffen und Buhrufen begleitet wurde, stimmten die Fans die alte Version an, die halt schneller mit mehr Pep und so weiter doch im ganzen, auch meiner Meinung nach, besser ist. Dem Stadionsprecher zu folge, sollte in der Halbzeitpause auch noch die deutsche Version von "you'll never walk alone" von Bela B. gespielt werden, wovon die Verantwortlichen dann doch Abstandnahmen.
Zum Spiel selbst:
St. Pauli begann stark. Man merkte die Jungs wollten ihre Schlappe in Frankfurt wieder wettmachen. Mit flottem Kombinationsspiel und Einsatzbereitschaft hatte man das Spiel in der Hand. Vor allem Nico (Patsche) Patschinski und Marcao brachten Torgefahr in den Ahlener Strafraum. Aber von den guten Chancen wurden nicht genutzt. Erst als der Brasilianer Marcao zwar unabsichtlich aber entscheidend vom Ahlener Torhüter im Strafraum zufallgebracht wurde, konnte Patsche den Elfmeter in 21. Minute verwandeln und der langvermisste Song 2 konnte wieder am Millerntor erklingen, 1:0 für Sankt Pauli. Den Rest der ersten Halbzeit bestritten die Braun-Weißen wie vor dem Tor, einige ungenutzte Torchancen sollten sich aber noch rächen.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Was war denn nun los, hat jemand in der Kabine den St. Paulianern was in die Isotonischen Durstlöscher gemixt, anders ist das komplett gewandelte Spielgeschehen nicht zu erklären. Fehlpässe, grobe Abwehrschnitzer und Kraftlosigkeit gab den Ahlenern Zeit und Raum ihr Spiel zu entwickeln. Mit einem Doppelschlag ( Böning 52. Min und Cissé 57 min) ging Ahlen in Führung. Und als auch noch Keeper Simon Henzler patzte und Fengler durch einen Konter den 1:3 Rückstand brachte, war die Party entschieden. Besonders bitter war die rote Karte, wegen einer Tätlichkeit, für Patsche in der 80. Minute. Er wird den Braun-Weißen in Lübeck schmerzlich fehlen. Zu "guter" letzt machte Bambal (89. min) den Endstand von 1:4 klar.
Negativ aufgefallen sind mir doch einige St. Paulifans die schon Mitte der zweiten Halbzeit bei Rückpässen von eigenen Spielern und nach dem Spielende pfiffen und beim 1:4 ironisch applaudierten. Der Ärger ist verständlich, aber konstruktive Kritik und Aufbauen der Mannschaft sieht anders aus.
Tja was gibt's noch zu berichten? Nach dem Spiel noch mal ins Clubheim. Die Stimmung war natürlich ziemlich unten, dementsprechend hatte man soviel Platz, wie ich es vorher noch nie erlebt hatte. Nach ´nen paar Pils und dem DSF-Bericht ging's was Essen und dann noch für ein bisschen Abspannen an die Landungsbrücken, noch mal Schiffe kucken. Alles in allem eine tolles Wochenende, wenn man nicht Fußballfan wäre.
Auswechselschiri - Stefan