Wir wollen keine ... woll'n wir nicht!
Dieser Herbst kündigte düstere Zeiten für die Straßen der Stadt Potsdam an. Ein brauner NebeIschleier, der sich auf dem Asphalt ausbreitet.
Am 14. September kam es zur ersten Demonstration der rechtsextremen NPD in unserer Stadt. Die Partei wollte unter dem Motto "Stoppt die Einwanderung russischer Juden Deutschland uns Deutschen` durch die Innenstadt marschieren. Doch glücklicherweise wurden die knapp 70 Faschisten an den Potsdamer Stadtrand verfrachtet. Es kam zu keiner Demonstration sondern lediglich zu einer, durch Bauzäune umringten, Kundgebung. in der Innenstadt versammelten sich hingegen auf mehreren Protestveranstaltungen einige Hundert Menschen, darunter auch viele Nordkurvenfreunde. Einer spontanen Demonstration vom Alten Markt nach Potsdarn West schlossen sich ca. 150 Gegendemonstranten an, die jedoch von der Polizei aufgelöst wurde.
Insgesamt bleibt positiv in Erinnerung, dass die NPD keine wirkliche Plattform für ihr braune Suppe bekommen konnten. Doch kaum zwei Monate später folgte der nächste Aufruf der Rechtsextremen. Diesmal sollte "kein Blut für Öl" fliegen. Anscheinend versprachen sich die Veranstalter mit dieser Friedenslosung* und Anti?Kriegs Haltung mehr Popularität. Am späten Vormittag des 23. Novembers versammelten sich etwa 250 jugendliche, Studierende und Bürger zu einer Protestkundgebung in der Innenstadt. Auf der anderen Seite der Havel, im Wohngebiet am Stern, kamen unter massiven Polizeiaufgebot annähernd 100 NPD? Anhänger zusammen. Diese konnten nahezu ungehindert die Neuendorfer Straße bis nach Drewitz marschieren. Dort kam es zu einer Kundgebung, die nur sehr beschwerlich von etwa gleich vielen Gegendemonstranten gestört werden konnte. Nach zwei Stunden hatte der Spuk ein Ende und der rechte Mob löste sich am Johannes Kepler Platz auf. Die Demo?Route der Faschisten wurde durch die Polizei bis wenige Stunden vor Beginn geheim gehalten. Vielleicht deshalb waren nur gut Hundert, zumeist jugendliche, Gegendemonstranten in den Neubaugebieten. Es lag mözlicherweise auch an dein gewaltigen Polizeiaufgebot, dass die Möglichkeiten des Protestes erschwerend eingeschränkt wurden.
Augenscheinlich ist noch keine Ende der Fahnenstange in Sicht. Schon am 21.Dezember wurde die nächste Nazi?Demonstration angemeldet. Diesmal haben sich mehrere Kameradschaften angekündigt, die nicht wie die durch das Verbotsverfahren in ihrem Bestehen gefährdete NPD, Imageschäden befürchten müssen. Doch auch die NPD hat weitere Veranstaltungen in Potsdarn angekündigt. Es ist erschreckend genug, dass die rechtsradikalen Übergriffe in Potsdam stark zugenommen haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich zukünftig mehr Menschen angesprochen fühlen und ihre Stadt nicht zu einem braunen Sumpf verkommen lassen wollen. Die Rechtsextremen müssen deutlich zu spüren bekommen, dass in unserer Stadt und allerorten ihre Idiotie nicht geduldet wird. Nur durch eine eindrucksvolle Geschlossenheit kann mehr Druck auf die Nazis, die Polizei und die Gerichte erzielt werden. Nur wenn sich eine breite Masse diesem Wahnsinn entgegenstellt, haben wir eine Chance, in einer weiterhin lebenswerten Stadt zu wohnen.