interview mit yuzuhu okuyama vorherige seite inhaltsverzeichnis nächste seite
 

Als der kleine Japaner vor anderthalb Jahren an den Babelsberge Park kam, sah man schon gelegentlich sein Können aufblitzen Wieselflink fegte Yuzu über di Außenbahn, doch war die Umstellung von Landesliga au Regionalliga für ihn damals ein wohl zu große Hürde Als die Insolvenz den Verein erschütterte und die Spieler in Scharen den Verein verließen, kam seine große Stunde. Seither ist der quirlige Läufer aus dem Nulldrei-Kader nicht mehr wegzudenken, Sein unermüdlicher Einsatz zermürbte schon so manchen Oberligagegner und er dribbelte sich von Spiel zu Spiel in die Herzen der Fans. Wir nutzten eine "qualvolle" Massagenzeit auf Pefi's Pritsche, um ihm ein paar Fragen zu stellen.

Yuzu, gleich mal vorab, wie kommt man als Japaner auf die Idee, in Deutschland Fußball zu spielen?

Also Fußball habe ich bereits auf dem College in Japan gespielt. Damals fasste ich den Entschluss, ins Ausland, speziell nach Europa zu gehen. Ich wollte möglichst in Italien oder Deutschland bei einem Verein trainieren und dann später nach Japan, in die J-League (siehe Asien-Artikel, die Redaktion) zurückkehren.

Du bist ja nun schon einige Jahre in Deutschland, damals, bei Deinem Weggang, zählte doch Fußball in Japan nicht gerade zu den populärsten Sportarten, oder?

Sicher, es gibt Sumo-Ringen oder Baseball, das sehr beliebt ist. Profifußball gibt es erst seit Beginn der 90er in Japan. Aber seitdem geht es aufwärts und nicht zuletzt durch die WM in Korea und Japan hat die Popularität enorm zugenommen. Im Vergleich zu den Spielen in Europa besuchen jedoch höchstens ein paar tausend die Spiele der League.

Verfolgst Du denn die aktuelle J-League?

Leider habe ich keinen Computer mehr, der ist kaputt. Deshalb kann ich schon eine Weile den japanischen Fußball nicht mehr beobachten.

Das ist ja schade, wir hofften von Dir noch einiges über Japans Fußball zu erfahren. Aber vielleicht findet sich ja ein Leser, der Dir bei diesem Problem helfen kann? Du hattest jedoch noch weitaus größere Probleme, z.B. bei dem Thema Vertragsverlängerung bzw. Neuvertrag...

Ja, als Japaner bin ich kein EU-Ausländer und brauche Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitserlaubnis und Arbeitsvertrag, um hier bleiben zu dürfen. Trainer Ränke wollte mich jedoch behalten und der Verein fand eine Lösung und einen Arbeitgeber für mich. Bis Saisonende kann ich jetzt erstmal bleiben. Hätte ich zurückgemusst, hätte ich nicht genau gewußt, was ich machen sollte. Vielleicht hätte ich an einer Hochschule mein Studium fortgesetzt. Aber das will ich gar nicht. Mein Ziel ist es, Profifußballer in Deutschland zu werden.

Das ist natürlich eine Motivation, die man auch auf dem Platz sieht...

Ja, aber meistens bin ich übermotiviert. Da passieren mir auch öfter Fehler.

Was ärgert Dich denn am meisten?

Auf dem Platz sind es verlorene Zweikämpfe oder Flanken, die ihr Ziel nicht erreichen. Aber auch die Zeit der Insolvenz war schlimm, lange wußte keiner ob und wie es weitergehen würde.

Und worauf bist Du besonders stolz?

Wenn ich ein Tor vorbereiten kann am ehesten. Ein Tor zu schießen ist eher wie ein Geschenk.

Diese Saison läuft ja bisher recht gut für Dich. Stammspieler und Publikumsliebling. Das war ja nicht immer so...

Das stimmt. Der Sprung von der Landesliga Sachsen in die Regionalliga war groß. Obwohl der Wille immer da war, zeigten sich dann schnell Defizite im körperlichen Bereich. Besonders unter Salov und Sandhowe, die viel Wert auf Kondition legten. Aber mittlerweile klappt das besser.

Beim TeBe-Spiel letzte Woche hattest aber nicht nur Du Schwierigkeiten mit dem "Spiel" des Gegners...

Das stimmt. Am schlimmsten war die zweite Hälfte. Gegen zehn Gegenspieler, die nur in der Abwehr standen, versuchten wir mit langen Bällen zum Erfolg zukommen, TeBe spielte agressiv und störte den Spielaufbau. Es war kein Fußball mehr.

Ärgert man sich als Spieler auch so übe den Schiedsrichter wie wir auf den Rängen?

Ach hör bloß auf. ... allein die rote Karte für Benny war ein Witz,

Was denkst Du über die Fans? Was ist gut, was ist schlecht?

Die Fans in Babelsberg sind toll. Wir können zwar nicht jedes Spiel gewinnen, versuchen es aber. Der Aufstieg ist für uns Spieler jedoch kein Thema. Wir denken von Spiel zu Spiel. Es ist klasse zu Hause vor 2000 Fans zu spielen und auswärts, wenn 700 oder 800 Fans dabei sind. Die Fans geben uns Kraft, wir spielen auch für euch. Und wir haben uns vorgenommen, jetzt zumindest zuhause ohne Niederlage zu bleiben.

Wenn Du am Ball bist, erklingen Nippon, Nippon-Rufe. Ist das okay oder würdest Du lieber anders angefeuert werden? Vielleicht mit Yuzu?

Mir ist das egal, ob Nippon oder Yuzu gerufen wird. Ich freue mich immer und es gibt Kraft.

Was machst Du privat, Yuzu?

Ich wohne mit meiner Freundin und meinem Sohn in Waldstadt. Wenn ich mal nicht beim Fußball bin, gehen wir spazieren oder bummeln in Berlin. Für andere Hobby bleibt da kaum Zeit.

So weit weg von zuhause. wie hälst du da Kontakt?

Einmal die Woche telefoniere ich mit meiner Familie in Japan und in der Winterpause möchte ich mal wieder nach hause fahren.

Hast Du als Asiat in Deutschland schon Erfahrungen mit Ausländerfeindlichkeit gemacht?

Damit habe ich noch keine Probleme gehabt, weder in Leipzig noch in Potsdam. Da hatte ich zum Glück andere Probleme.

Und welche?

Also die Essensumstellung war größer .. (kichert). Da mußte ich mich erstmal dran gewöhnen.

Und Bier statt Sake meinst Du bestimmt?

Sake trinke ich gar nicht, aber Bier schmeckt mir ganz gut.

Gibt es ein Sprichwort, nach dem Du lebst?

Nicht direkt. Vielleicht "Ende gut, alles gut." Das trifft ja auch gut auf Babelsberg und die Insolvenz zu.

Noch ein Wort zur letzten Saison. Da sah man des öfteren japanisches Fernsehen im Karli???

Der Sender hatte ursprünglich über Takahara beim HSV berichten wollen. Ein Bekannter von ihm wußte dann wohl, das ein weiterer Japaner in der Regionalliga spielt. Und da sie für die Berichte nichts bezahlen mussten, kamen sie nach Babelsberg. Den Bericht habe ich schon mal auf Video (Japanisch) gesehen. Ansonsten interessiert sich aber kein normaler Japaner für Spieler in der 3. deutschen Liga. Es gibt aber wohl auch keine weiteren Japaner hier, zumindest habe ich noch nie gegen einen anderen gespielt.

Wer weiß, was noch kommt? Wir wünschen Dir jedenfalls weiterhin viele erfolgreiche 90 Minuten in Babelsberg und danken für das Interview.

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