Fußballgeschichte Babelsberg Saison 92/93 3. Runde
Als im Sommer 1992 aus den drei ehemaligen Bezirksligen Potsdam, Frankfurt/Oder
und Cottbus zwei neue Landesligen gebildet wurden, sollte es aus Babelsberger
Sicht auf weitestgehendes Neuland gehen. Das Schicksal bzw. die Staffelaufteilung
wollte es so, daß Nulldrei gemeinsam mit Fortuna Babelsberg, Seddin
und Ludwigsfelde als einzige Vetreter der BL Potsdam in der Landesliga Süd
starten sollte. Neu - Kontrahent SG Bornim hingegen (man hatte sich dort
u.a. mit Trainer Metzler, Mathias Morack/Stahl Brbg und Roland Müller/SVB03
verstärkt) in der Nordstaffel beginnen würde. Für Bornim
war der Aufstieg ebenso Ziel wie für unsere Nulldreier.
Babelsbergs Trainer Sprey (kam bereits im Frühjahr 92 von Hertha 03
Zehlendorf) konnte ebenfalls aus dem Vollen schöpfen. Mit Brandenburger
(Ex-1860), M.Bengs, Leek, V.Müller und Tripke hatte man das Team auf
allen Positionen zusätzlich ergänzt und verstärkt. Zudem
hatte man mit der Werbefirma WeCo und Philipp Henneka jemanden gefunden,
der sich um die finanziellen Belange des Vereins kümmerte. Der Deal
mit Trikot und Hauptsponsor BRAUER wurde bereits vom damaligen Noch-Stadtbaurat
Kaminski eingefädelt, der zu dieser Zeit verstärkt bei Nulldrei
auf sich aufmerksam machte. Mit 250000 DM hatte man für einen 6-klassigen
Verein bereits ein ordentliches Budget, nun galt es Nägeln mit Köpfen
zu machen.
Niemand aber wußte die Leistungsstärke der neuen Gegner einzuschätzen...
So galt es selbstbewußt aufzutreten und dem Gegner das eigene Spiel
aufzuzwingen. Saisonstart war am 8.8.92, erster Gegner der Calauer SV. 200
Zuschauer sahen bei herrlichem Sonnenschein eine mehr als einseitige Partie.
Nach 20 Minuten führte Nulldrei bereits durch einen Hattrick von Edgar
Hecht. In gleichmäßigen Abständen sollte es weitergehen.
Am Ende stand es 12:0!!! - was gleichzietig die Tabellenführung bedeutete.

Es folgte der erste Auswärtsauftritt im Stadion der Freundschaft gegen
die II. von Energie Chosebuz. Das Spiel fand als Vorspiel der I. statt und
uns Fans wurde nahegelegt, solange nicht zu bleiben. Taten wir dann auch
nicht. Wir wollten nur Nulldrei gewinnen sehen. In einer ausgeglichenen
Partie ging es hin und her. Mit dem Anpfiff bereits die Führung durch
Daniel Tripke, doch Energie glich fast im Gegenzug aus(4.). Ein Elfer brachte
Cottbus noch vor der Pause nach vorn, die selbe Chance vergab Knuthe für
die Unsrigen. In der zweiten Hälfte drehte Babelsberg gegen 12 Mann
(der Schiri traf einige mehr als seltsame Entscheidungen) auf, Brandenburger
und Neumann vollendeten zum 3:2 Erfolg.

Gegen den TV Forst kamen dann bereits 400 Zuschauer ins Karli. Tripke, Weigel
und Leek machten es kurz und schmerzlos beim 3:1. Ende August hieß es
dann im Landespokal gegen den Oberligisten und Zweitligaabsteiger Stahl
Brandenburg zu bestehen. Erneut doppelte sich die Zuschauerzahl auf 800!!
Doch die erhoffte Sensation blieb aus, als Sven Morschek in der 75. Minute
das Tor für Babelsberg erzielte, führte die Stahl-Elf bereits
mit 4:0.

Am 4.Spieltag sprach man bereits vom ersten Spitzenspiel: Ludwigsfelde -
Babelsberg 03. Eine Weile sah es auch so aus, als könnten die Gastgeber
die Partie gleichwertig gestalten, doch nach und nach verlagerte sich das
Geschehen in die Hälfte der Lu’ser. Als sich die SGL vorübergehend
selbst dezimierte (damals gab es noch 10minütige Zeitstrafen) schlug
03 zum ersten Mal zu. der Ex-Ludwigsfelder Tripke schoß die 1:0 Führung
und legte kurz vor Ultimo noch für Eddi Hecht auf, der mit dem 2:0
alles klar machte. Nulldrei damit souveräner Tabellenführer, da
Verfolger Fortuna Bbg., bis dahin verlustpunktfrei, das erste Unentschieden
hinnehmen mußte. Gegen Viktoria Frankfurt II, unseren nächsten
Gegner, erwarteten viele ein weiteres Schützenfest. Frankfurt wollte
sich jedoch nicht abschlachten lassen und mauerte. Und erfolgreich, sieht
man von Eddi Hechts erlösendem Tor zum 1:0 ab. In Briesen sollte uns
das gleiche Spiel erwarten. Mauernde Gegner und ein erfolgreicher Eddi Hecht,
der diesmal per Abstauber den Sieg sicherte. In der Tabelle nun bereits
2 Punkte Vorsprung, da die beiden Verfolger Finsterwalde und Fortuna über
ein Unentschieden nicht hinauskamen. Eine vorgezogene Partie an einem sonnigen
Dienstadabend gegen die Feierabendkicker von Lok Seddin brachte dann mal
wieder ein Schützenfest. Beim 5:0 zeigten die Sprey-Schützlinge
erstmals über 90 Minuten herlichen Kombinationsfußball und wunderschöne
Treffer (2 x Helene, 2x Eddi und 1x Leeki). Das dabei nur ein Linienrichter
die Fahne schwenken konnte (der andere hatte es zeitlich nicht geschafft)
störte dabei herzlich wenig. Am 9. Spieltag traten die Nulldreier erstmals
bei Verfolger Finsterwalde an. 860 Zuschauer sahen in der einseitigen Partie
elf überhart verteidigende Gastgeber hiflos gegen Babelsberger im Spielrausch.
Die späten Tore zum 2:0 erzielten mal wieder Weigel und Hecht. Viel
Zeit zum Feiern blieb uns jedoch nicht, da am selben Tag in der Stadt ein
Fascho-Aufmarsch stattfinden sollte.

Eine Woche drauf endlich das Ortsderby gegen Fortuna, unseren nunmehr einzigen
Verfolger. 700 Zuschauer kamen ins Karli, um zu sehen, welcher von beiden
Vereinen seinen niederlagenfreie Serie beenden würde. Per Strafstoß ging
Nulldrei bereits in der 18.Minute durch Eddi Hecht in Führung, doch
die Fortunen ließen sich davon nicht schrecken und gestalteten die
Partie lange Zeit offen. In der 83. band jedoch Knuthe mit dem 2:0 den Sack
endgültig zu. Wer konnte oder wollte den SV Babelsberg 03 noch stoppen
wenn nicht er selbst? Bereits 5 Punkte Vorsprung zu Zeiten der 2-Punkte-Regelung.
Würden die Spieler auf dem Boden bleiben?
Bei RAW Cottbus wurde ihnen das Siegen nicht leicht gemacht. Als “Bayern
München” der Landesliga verschrien, gab jedes Team 200% gegen
Nulldrei. Und auch die Reichsbahner wuchsen über sich hinaus. Lange
Zeit sah es nach einem Unentschieden aus, doch der eingewechselte Weigel
brachte die Wende. Seinem 1:0 ließ Heiko Bengs das Zwei Null folgen.
Zum Glück! Der Anschlußtreffer kurz vor Schluß brachte
dann nochmal Spannung, doch der Sieg konnte über die Zeit gerettet
werden.
Es war bereits Ende Oktober, das Wetter schlecht, als Nulldrei bei Turbine
Spremberg antreten mußte. Spremberg hatte zu diesem Zeitpunkt 11 Gegentreffer
aus 11 Spielen. Nach dem Auftritt von Hecht, Weigel, Kerper und Michael
Bengs (2x) sah die Sache anders aus. Das klare 5:0 machte sogar den Einheimischen
Angst...

Aber es standen ja noch einige Spiele aus. Gegen Preußen Frankfurt/O
brillierten die Babelsberger nicht gerade, gewannen aber sicher mit 3:0
(Tripke,2xHecht), ehe es am 14.Spieltag nach Kolkwitz ging, einem Vorort
von Cottbus. Laut Dorfplatzsprecher, Stadion kann man ja dazu nicht sagen,
waren 400 Zuschauer vor Ort - Hurra also, sie waren alle gekommen. Die Babelsberger
scherte das wenig, sie suchten ihr Spiel in den ersten 45 Minuten umzusetzen.
Was ihnen nach 11:0 Ecken und der 1:0 Pausenführung auch glückte.
Doch die Gastgeber kamen nach dem Wechsel selbstbewußter aus der Kabine.
Chancen nun auf beiden Seiten, ein Tor von Edgar Hecht wurde nicht anerkannt...
Was folgte war der Ausgleich in der 85.Minute. Logisch, das das Dorf nach
Abpfiff einem Tollhaus glich. Man hatte dem Spitzenreiter den ersten Punkt
abgenommen!
Darauf folgte eine englische Woche und das Mittwoch-Nachholespiel gegen
Herzberg. Wen wunderte es, das die Herzberger die Scharte des Punktverlustes
ausbaden mußten, wurden sie doch mit 8:1 vom Platz gefegt. Am Samstag
kam der angebliche Tabellen-Dritte Müllrose ins Karli. Von einem Spitzenteam
weit entfernt, mühten sich die Gäste redlich um Schadensbegrenzung
und hatten am Ende großes Glück nur drei Dinger mit zu bekommen
(Weigel, Hecht,Tripke). Die zwei noch ausstehenden Partien der Hinrunde
wurden abschließend ebenfalls ohne größere Mühen bestritten.
In Doberlug-Kirchhain gab es bei orkanartigen Verhältnissen einen 6:2-Erfolg,
bei dem die Einheimischen jeden ihrer Treffer wie einen Sieg feierten. Davon
träumen die bestimmt heute noch...
Als letzte Unbekannte erwartete man eine Truppe namens Askania Schipkau
in Babelsberg. Aber auch sie war zu schwach, Nulldrei ernsthaft in Verlegenheit
zu bringen. Am Ende nur 2:0 dank Tripke und Hecht, der Teufel Chancenverwertung
zieht sich weiter wie ein roter Faden durch die Geschichte unseres Vereins.
Trotzdem konnte man zufrieden sein in Babelsberg. Nulldrei Herbstmeister
mit 61:8 Toren und 33:1 Punkten vor Fortuna Babelsberg mit 9 Punkten Rückstand.
Und auch in der Nordstaffel konnten sich die Bornimer zur Winterpause mit
5 Punkten absetzen...
Fortsetzung folgt...
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