In unserer Jubiläumsausgabe Nr. 50 gab es in verschiedenster Form Rückbetrachtungen
zu Nulldrei und der Fanszene. Alles konnten wir dabei jedoch nicht unterbringen.
Deshalb gibt es heute einen Nachschlag - die Redaktionsmitglieder präsentieren
Spiele, die sich unvergeßlich in ihr Gehirn geschraubt haben. Gleichzeitig
wollen wir euch aufrufen, uns euer bestes Spiel zu senden. Die besten Einsendungen
werden selbstverständlich prämiert. Also ran an die Schreibe!!
Saison Regionalliga 1999/2000 10.5.2000
SV BABELSBERG 03 - DYNAMO DRESDEN 1:0
Der Endspurt um die Qualifikation für die neue zweigleisige Regionalliga
war in vollem Gange. Union hatte frühzeitig die Meisterschaft für
sich entschieden, aber dahinter ging es hoch her und Nulldrei war mittendrin.
Gegen den in der Tabelle aussichtslos hinten liegenden BFC Dynamo wurde
zu Hause 2:0 verloren und man musste sich ernsthaft Sorgen machen. Aber
wie das unter Herman so üblich war: Jetzt kam die Zeit für ein
großes Spiel. Nächster Gegner war Dynamo Dresden, vor dem Spiel
auf Platz acht, knapp unter dem Strich.
Das Spiel wurde von Beginn an verbissen geführt. Beide Mannschaften
wussten worum es geht: Verschwinden wir in der vierten Liga oder können
wir uns deutschlandweit in der neuen dritten Liga präsentieren?
Babelsberg begann mit Kosche - März - Laaser, Schmidt - Bengs, Block,
Civa, Krznaric, Chalaskiewicz - Slezak und Küntzel. Das spielstarke
Mittelfeld unserer Nulldreier bestimmte nach kurzer Abtastphase das Spielgeschehen.
Immer wieder war es Küntzel der gefährlich vor dem gegnerischen
Kasten auftauchte und in der 23. Minute war es soweit: Kü traf nach
Vorarbeit von Krznaric zum 1:0.
Was folgte war eine nie zuvor und danach erlebte Wasserschlacht. Regen und
Hagelschauer verwandelten das Spielfeld in eine riesige Matschpfütze.
Das ganze Stadion dampfte und brüllte unsere Elf nach vorn. Ob des
Wetters wäre es verständlich gewesen, wenn die Zuschauer das Karli
verlassen hätten, aber niemand wollte dieses spannende Spiel freiwillig
abschreiben. Das Babelsberger Wetter war geboren.
Die Dresdner waren sichtlich beeindruckt von der kämpferischen Einstellung
unserer Elf und von der Stimmung der 3200 Zuschauer. Ihre Stürmer waren
abgemeldet und obwohl Krznaric noch gelb-rot sah wurde der knappe Vorsprung über
die Zeit gerettet. Ein unglaubliches Spiel, dass ich nicht vergessen werde
und welches der Grundstein für den Aufstieg in die zweigleisige Liga
war. Kü war am Montag "Mann des Tages" im Kicker und stand
mit Alme in der "Elf des Tages".
FDGB-Pokal 2. Runde 18.9.1982
MOTOR BABELSBERG - BFC DYNAMO 0:5
Etwas über das schönste Spiel zu schreiben ist leichter gesagt
als getan. Sicherlich gab es jede Menge grandiose Spiele in meinem mittlerweile
nun schon über 20jährigen Fandasein, erinnert sei an dieser Stelle
nur an das U.N.V.3:2. oder an die 6:1 Klatsche in Hannover aus unserer jüngsten
Vereinsgeschichte. Jedoch eines dieser Spiele als DAS schönste auszuwählen
diese Entscheidung viel mir reichlich schwer. Um es kurz zu machen, ich
entschied mich für mein erstes Spiel, denn hätte ich damals bereits
solch einen Grottenkick, und vor allem solch eine Stimmung wie gegen Yesilyürt
oder Eisenhüttenstadt erlebt, ich wäre wohl nie wieder ins Karli
gegangen. Aber so kam alles ganz anders.
Es war das Jahr 1982; Deutschland und Österreich hatten bei der WM
gerade unter Beweis gestellt, dass Fußball auch ohne Ball gespielt
werden kann, indem sie 80 Minuten lang nur über den Rasen trotteten
und der BFC wurde zum zweiten mal DDR-Meister. Also alles in allem kein
Grund warum man eine Karriere als Fußballfan starten sollte.
Zumal ich von einer Mannschaft wie der BSG Motor Babelsberg bis dato kaum
etwas gehört hatte. Doch der Zufall wollte es das die Auslosung im
FDGB-Pokal den Babelsbergern ausgerechnet jenen BFC Dynamo bescherte. Und
diese Mannschaft kannte nun wirklich jeder, nicht nur von unserer Wäscheplatzszene,
gleichwohl niemand von uns je ein Spiel live gesehen hatte. Dementsprechend
groß war die Vorfreude und in den nächsten Wochen ruhte der Ball
auf dem Wäscheplatz desöfteren, stattdessen wurden Dachböden
und Keller nach alten Bettlaken, Arbeiterfahnen oder Fahnenstangen durchsucht,
um daraus rot-weiße Motor-Fahnen zu nähen.
Für die Besorgung der Eintrittskarten erklärte ich mich zuständig,
investierte mein gesamtes Wochen-Taschengeld in Höhe von 3,-Mark und
kaufte davon 12 Eintrittskarten zu je 0,25 Pfennig inklusive 0,05 Pfennig
Kulturbeitrag.
An einem sonnigen September Tag war es dann soweit. Wir fuhren mit dem O-Bus
vom Stern bis vors Stadion und postierten uns hinterm Tor der Anzeigetafel,
lärmten durch schlagen der Spielfeldbande (Zäune gab´s damals
noch nicht) was das Zeug hält und nervten fast über die gesamten
90 Minuten BFC- und Nationaltorwart Bodo Rudwaleit mit einem primitiven "Bodo
Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo
Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp, Bodo Eierkopp,".
Dessen Tor hatte sich recht schnell in eine Müllhalde mit Klopapier,
Kassenrollen, Papbechern etc. verwandelt. Hätte Rudwaleit an diesem
Tag ein Tor gefangen, er hätte den Ball wohl erst einmal suchen müssen,
so hoch türmte sich der Müll in seinem Kasten. Aber er brauchte
nicht suchen, denn der BFC gewann klar mit 5:0. Aber das war mir an diesem
Tag eigentlich egal, zu interessant war das Geschehen hinter der Bande.
Das Stadion proppevoll, auf der Gegengeraden auf Höhe der Mittelinie
wurde bereits vor Spielbeginn, bis zum Einschreiten der Staatsmacht, der
Motor-Block von BFies aufgemischt. Unvergessen wie anschliessend im hohen
Bogen eine Polizeimütze aufs Spielfeld fliegt.
Nach Spielschluss zogen wir den Fussweg gegenüber den überfüllten
O-Bussen vor, wurden jedoch in der Nähe des Bonzencafes von Babelsberger
Union-Fans überfallen, kassierten ein paar Backpfeifen und waren alle
unsere Fahnen los. Aber auch diese negative Erfahrung konnte mich nicht
mehr davon abbringen ab nun bei jedem Spiel im Karli dabei zu sein. Allerdings
erst einmal ohne Fahnen.
IM Motor
2. Bundesliga 18.8.2001
SV BABELSBERG 03 - 1. FC UNION BERLIN 3:2
Es gibt viele Spiele unserer Mannschaft die ich mit Sicherheit nie vergessen
werde. Mein persönlicher Favorit ist aber unser 3:2 Heimsieg gegen
unseren ewigen Rivalen Union Berlin. Viele Umstände sprechen für
dieses Spiel.
Eigentlich war ich gerade im mehr als verdienten Sommerurlaub an der Ostsee
auf Rügen. Da aber ein Wochenende ohne Fußball nur in äußersten
Notständen akzeptiert werden konnte, brach ich also zu einer kurzzeitigen
Urlaubsunterbrechung in die Heimat auf. Besonders im Nachhinein eine sehr
lobenswerte Entscheidung.
Da in den letzten Jahren die Spiele immer etwas besonderes hatten, und es
diesmal auch um Punkte in Liga 2 ging, war seit vielen Jahren das Karli
zum zweiten mal innerhalb kürzester Zeit wieder ausverkauft. Ein Traum
den ich einige Monate zuvor gar nicht hätte zu träumen gewagt.
Für ordentliche
Stimmung war also gesorgt, ach was sag ich die war gigantisch.
Der Spielverlauf konnte gar nicht spannender sein. Union führte bis
zur 70.Minute mit 2:0. Naja dachte ich, is halt wie immer gegen Union, da
gibt's nix zu holen. Dann wurde aber unser Neueinkauf Lars Kampf eingewechselt.
Nur 5 Minuten später schoss er seinen ersten Treffer. Dann gings Schlag
auf
Schlag. Björn Laars und Sven Beukert in einer Co-Produktion schafften
den Ausgleich eher der Kämpfer kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielte.
Es war vollbracht. Ein Sieg gegen Union, und ich war dabei. Die Party danach,
zur Fanprojektseröffnung, kann sich sicher jeder vorstellen. Am nächsten
Morgen ging es dann noch recht verkatert zurück an die Ostsee.
Vizeherbstmeister
2. Bundesliga 14.10.2001
HANNOVER 96 - SV BABELSBERG 03 6:1
Eines der Highlights der Babelsberger Auswärtsfahrten
war, und da wird mir wohl kaum jemand widersprechen, das Spiel gegen Hannover
96 in Liga Zwo. Lag's an dem "tollen" Leichtatlethikstadion, an
der erstmaligen Erfahrung das gegenüberliegende Tor nur als kleines
Kästchen wahrnehmen zu können, an 28.000 hannoveranischen Fans
gegen die der stattliche Haufen von 400 Nulldreiern doch vergleichsweise
kümmerlich wirkte oder doch daran, dass die Motorelf zu keiner Zeit
des Spiels auch nur den Hauch einer Chance hatte und das Spiel mit 1:6 verlor?
Spricht eigentlich alles dafür dieses Spiel ganz schnell in die hinterste
Ecke des Gedächtnisses zubannen, in der Hoffnung das die Erinnerung
nie wieder an das Tageslicht des Bewusstseins gespült wird.
Und trotzdem war es ein Spiel, das in mir noch immer ein Hochgefühle
auslöst, wenn ich mich daran erinnere. Grund dafür war einer der
besten Supports, den die babelsberger Fangemeinde je geboten hat. Nach den
drei verloren Spielen in Folge, fuhr man zum Aufstiegsaspiranten Nummer
eins mit der Erwartungshalt, das man wahrscheinlich sowieso verlieren würde.
Trotzdem reiste bis dahin nie erreichte Anzahl von Fans mit nach Hannover.
Nachdem man schon zur Halbzeit mit 0:3 hinten lag, stellte sich bei zunehmend
mehr Auswärtsfahrern eine "Jetzt erst recht Stimmung" ein.
Und so fing ein Dauersupport an, der selbst nach weiteren Gegentoren und
Abpfiff der Partie nicht abebbte, sondern nur um so lauter vorgetragen wurde.
Ab Mitte der zweiten Halbzeit diktierten die Motorelf zwar nicht das Spiel,
der babelsberger Fananhang aber die Stimmung. Polonaisen, Gesänge und
Schlachtrufe wurden angestimmt, als wenn man erneut die Eisernen bezwungen
hätte. Selbst als die meisten Hannoveraner das Stadion schon längst
verlassen hatten, stand der gesamte Nulldrei-Fanmop geschlossen im Block
und versuchte lautstark die Mannschaft, die eine halbe Stunde nach dem Spiel
mit hängenden Köpfen zum Auslaufen antrat, wieder aufzurichten.
Auch der Rückweg vom Stadion zum Hauptbahnhof wurde zur Demonstration
babelsberger Sangeskunst.
in Erinnerungen schwelgend
der kiezkicker
Verbandsliga 24.9.1994
EINTRACHT ORANIENBURG - SV BABELSBERG 03 2:2
Nicht immer sind es die höchsten Siege, die in die Fußballannalen eines
Vereins eingehen, wie mein Beitrag zum Thema: "Unvergessene Spiele" zeigen
soll.
Es war in der Spielzeit 94/95, Nulldrei trat am 5. Spieltag bei der heimstarken
Elf von Eintracht Oranienburg an. Ein Sieg war Pflicht, wenn man in dieser
Saison den Aufstieg in die Oberliga schaffen wollte. So war eine ganze Busladung
voll Nulldreianhängern angereist, um der Mannschaft den Rücken zu stärken.
Und unsere Mannen begannen gewohnt stark, machten das Spiel, vergaßen jedoch
Tore zu schießen. Und wie es meist dann so ist, führen plötzlich die anderen.
Ebenso in Oranienburg. Bei einem haltbaren Distanzschuß ließ sich unser
sonst sicherer Torwart Maiwald voreilig fallen, so daß der Ball problemlos
ins Tor gelangte. Leider bliesen Wind und Schiri auch nach dem Wechsel gegen
uns. Als der Ball einem Babelsberger an die Schulter sprang, gabs Handelfmeter
und ein 2:0 - gegen uns.
Aber Babelsberger wären keine solchen, würden sie aufstecken und nicht noch
das Mögliche versuchen. Getrieben von unser großen neuen Trommel, rollte
Angriff auf Angriff in Richtung O'burger Kasten. Unerbittlich lief die Zeit
gegen uns, nur noch Minuten. Aber noch hatte niemand die Hoffnung aufgegeben,
und das war ausschlaggebend. Denn in der 87. Minute gelang Klaus Nagel,
der nicht mehr für möglich gehaltene Anschlußtreffer. Dem frenetischen (ich
liebe dieses Wort in dem Zusammenhang) Jubel folgte weiter unabläßlich der
treibende Paukenschlag begleitet von dutzenden Händen auf der Bande. In
buchstäblich l-e-t-z-t-e-r Minute versenkte plötzlich Mark Jonekeit den
Ball zum mehr als verdienten 2:2 in den O'burger Maschen. Doch noch war
nicht Schluß, den Sieg vor Augen trieben wir die Nulldreier; und diesen
den Ball weiter nach vorn, ...und hätte der Schiri nicht abgepfiffen...?
Es hätte ein böses Erwachen für die Oranienburger gegeben.
Am Ende waren sich jedoch alle einig - diesen Punkt hatten wir uns heute
gemeinsam erkämpft. Und wer damals dabei war, wird wissen, wovon ich spreche.
Falko |
DAS GROSSE SPIEL
Saison Regionalliga 1999/2000 10.5.2000
SV BABELSBERG - DYNAMO DRESDEN 1:0
DAS GROSSE SPIEL
FDGB - Pokal 2. Runde 18.9.1982
MOTOR BABELSBERG- BFC DYNAMO 0:5
DAS GROSSE SPIEL
2. Bundesliga 18.8.2001
SV BABELSBERG 03 - 1. FC UNION BERLIN 3:2
DAS GROSSE SPIEL
2. Bundesliga 14.10.2001
HANNOVERr 96 - SV BABELSBERG 03 6:1
DAS GROSSE SPIEL
Verbandsliga 24.9.1994
EINTRACHT ORANIENBURG - SV BABELSBERG 03 2:2 |