Geschichte
Die ersten Jahre 1903 - 1933
Mit einer nüchternen Meldung informierte "Der Rasensport", offizielles Organ des Verbandes Brandenburgischer Ballspielvereine (BVB) in seiner Ausgabe Nr. 26 vom 25. Juni 1919 über die Fusion von Fortuna 05 und Jugenkraft 03: "Sportverein Nowawes 03 E.V.: Unter obigem Namen haben sich der Fußballklub Fortuna und der Sportklub Jugendkraft vereinigt. Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Emil Pöser, 2. Vorsitzender Alfred Greifeld, 1. Geschäftsführer Arthur Falkenberg, 2. Geschäftsführer Paul Englisch ...". Gleichzeitig wurde zur ersten Vereinsversammlung in das Eisenbahn-Hotel unmittelbar am heutigen S-Bahnhof Babelsberg eingeladen, die am 6. Juli 1919 ab 9 Uhr stattfand.
Zu dieser Zeit spielte Fortuna Nowawes bereits seit 10 Jahren in der Kreisklasse Fußball, während bei Jugendkraft die Leicht- und Schwerathletik dominierte. Doch die vorherschende Not nach dem ersten Weltkrieg erzwang nicht nur in Nowawes die Bündelung der Kräfte. Fortuna hatte sich 1909 dem VBB angeschlossen und nahm ab dem Spieljahr 1909/10 am Spielbetrieb teil. In der 3. Klasse, Abteilung B, waren u.a. Hellas Potsdam, Minerva Potsdam, Wacker Potsdam, Preußen Brandenburg, Hohenzollern Brandenburg, Hertha Zehlendorf, Germania Zehlendorf und Concordia Charlottenburg die Kontrahenten. Zeitweilig konnte sich Fortuna auch für die zweite Spielklasse qualifizieren und traf beispielsweise in der Spielzeit 1911/12 auf Union Oberschöneweide oder den VfB Pankow.
Der fusionierte, neue Verein SV Nowawes 03 startete am 31. August 1919 erstmalig in der Kreisliga Berlin-Brandenburg (damals die zweithöchste Klasse). Nebenbei bemerkt, begann Nulldrei mit einem 3:1- Sieg bei den Sportfreunden Potsdam. Größter Ortsrivale war zu jener Zeit allerdings die Mannschaft von der Templiner Straße - Union Potdam. 1921 traf man erstmals in Relegationsspielen um den Aufstieg in die Verbandsliga aufeinander. Union setzte sich souverän durch und war fortan für lange Zeit die Nummer Eins im Potsdamer Fußball.
Nowawes 03 gelang es in den Folgejahren nicht die Eliteklasse zu erreichen, 1931 stieg man sogar in die Kreisklasse ab. Ligakonkurrent Sportfreunde Potsdam konnte die Klasse halten und schickte die Nulldreier damit vorübergehend auf den dritten Platz der stadtinternen “Fußballmächte”. Aber nach einem Jahr war der SVN 03 wieder zurück in der Kreisliga Staffel Nord, ebenso wie die Sportfreunde und die abgestiegenen Unioner aus Potsdam, die jedoch in der anderen Staffel spielten. Nulldrei wurde am Ende 4., die Sportfreunde 6. und Union stieg in die Kreisklasse ab. Der SV Nowawes 03 war erstmals das beste Fußballteam der Stadt.
Die Nazizeit 1933 - 1945
Inzwischen hatten die Nazis die Macht ergriffen, der Sport wurde unverzüglich mit der NS-Ideologie und Struktur gleichgeschaltet. Bei der Neustrukturierung der Ligen und deren Teilnehmer waren nicht mehr Tabellenplätze ausschlaggebend, wichtiger waren die “inneren Werte” eines Vereins, also das nationalsozialistische Gedankengut. Und eben das erschien den politischen Entscheidungsträ-gern bei Nulldrei unzureichend. Den Zuschlag, in der neuen Bezirksklasse starten zu dürfen, erhielten, obwohl schlechter platziert, die Sportfreunde Potsdam.
Natürlich marschierten die Nulldreier erneut sofort durch, 20 Siegen standen nur 2 Niederlagen entgegen - man war zurück in der Liga. Beherzt auf den Nachwuchs setzend, ging es in der Bezirksliga weiter. Die Sportfreunde Potsdam wurden auf ihren sekundären Platz verwiesen und Nulldrei eilte von Sieg zu Sieg. Am Ende gelang der Staffelsieg. Die anschließende Qualifikation zur höchsten Klasse Berlin-Brandenburgs, der Gauliga gelang den Nulldreiern ebenfalls. Der Bekanntheitsgrad der Mannschaft stieg landesweit an. Am 20.09.1936 wurde der damals heimische Platz am Horstweg nach Neugestaltung mit einem Freundschaftsspiel Sachsenmeister Polizei SV Chemnitz eingeweiht. Und obwohl Nulldrei mehrere Jahre gegen den Abstieg spielte gelangen großartige Spiele und sensationelle Siege wie ein 2:0 Sieg gegen Hertha BSC auf deren Platz am Gesundbrunnen vor 20.000 Anhängern (davon 3.000 Nowaweser).
Mittlerweile wurde der ehemals als bürgerlich bekannte Verein von SA und NSDAP- Leuten geführt. Denen stieß der “undeutsche” Name Nowawes unangenehm auf.Es dauerte jedoch bis zum Abstieg im Jahre 1938, ehe nach der Eingemeindung der Villenkolonie Neubabelsberg nach Nowawes die Umbenennung zu Babelsberg und damit zum SV Babelsberg 03 erfolgte.
Inzwischen hatte sich ein neuer Ortsrivale angeschickt, den Nulldreiern die Vorherrschaft in der Stadt streitig zu machen: Eintracht Babelsberg, Nachfolger von Concordia, dem Arbeiterverein in Nowawes. Von den Faschisten in die unterste Klasse zwangsversetzt, marschierten sie Jahr für Jahr wieder nach oben und trafen 1938/39 erstmals auf Nulldrei. Spielstätte von Babelsberg 03 war weiterhin der Sportplatz am Horstweg auf Höhe der jetzigen Nuthe-Schnellstraße. Eintracht spielte in der Priesterstraße, heute Karl-Liebknecht-Str. - auf dem Platz des heutigen Karlis. 1939 gab es erneute Wechsel in der Vereinsführung von Babelsberg 03. Die neuen Verantwortlichen setzten den Gedanken an eine Fusion mit den Sportfreunden Potsdam alsbald in die Tat um. Ende August 1939 entstand der SV Potsdam 03, die Bezeichnung SV Babelsberg 03 hatte somit gerademal 17 Monate Bestand gehabt. Fortan passte der “neue” Verein den Nazis wieder ins Konzept, man sah in ihm eine “Pflegestätte nationalsozialistischen Gedankenguts”.
Mit dem Überfall auf Polen und dem damit verbundenen Beginn des 2.Weltkriegs rückte der Sport schnell in den Hintergrund. Dennoch lieferten sich Eintracht und Nulldrei einen packenden Zweikampf um den Staffelsieg. Die Entscheidung fällte dann der Krieg - der größte Teil der Stammspieler Eintrachts kehrte schwer verletzt oder garnicht aus dem Krieg heim. Aber auch Potsdam 03 kam lange Zeit nicht wieder in Tritt, es sollte bis 1943 dauern, ehe man den erneuten Aufstieg in die Gauliga schaffte. Doch der Krieg bestimmte von Tag zu Tag mehr das Tagesgeschäft, von den Fronten häuften sich die Hiobsbotschaften, die auch Nulldrei betrafen. Die Saison 1944/45 sollte nicht zu Ende gespielt werden. Am 7.1.45 bestritt Potsdam 03 das letztes Punktspiel, im März des selben Jahres dann der letzte Auftritt vor der Befreiung: Gegen eine völlig veränderte Mannschaft von Eintracht Babelsberg gewann Nulldrei am 04.03.1945 am Horstweg mit 8:1. Mit Kriegsende verfügte der Allierten Kontrollrat die Auflösung der NSDAP und damit aller im NSRL (NationalSozialistischer Reichsbund für Leibesübungen) befindlichen Vereine, die fortan als nicht mehr existent galten.
Der Neuanfang 1946 - 1960
Die Stadt lag in Trümmern, die Fußballplätze waren von Bombenkratern übersäht, fast ein Jahr lang fand kein richtiges Spiel statt. Im Frühjahr trafen sich dann die verbliebenen Babelsberger Fußballer, um einen neuen Verein aus der Taufe zu heben: die SG Babelsberg. Der Stamm der neuen Mannschaft bestand aus ehemaligen Aktiven von Nulldrei und Eintracht, damit war die SG Babelsberg kein regulärer Nachfolger von Potsdam 03, sondern von ganz Fußball-Babelsberg. In den nächsten vier Jahren wuchs die SG zur stärksten Kraft im Land Brandenburg heran. 1949 wurde man Landesmeister und schaffte die Qualifikation zur neuen obersten Klasse der damaligen Sowjetischen Besatzungszone: der späteren DDR-Oberliga.
Zuvor hatten die Mitglieder der SG beschlossen, der BSG “Märkische Volksstimme” beizutreten.Die SG Babelsberg wurde aufgelöst. Unvergessen wohl der “sensationelle” Saisonauftakt: Auf dem Karli-Sportplatz unterliegt MV gegen Dresden-Friedrichsstadt (Nachfolger vom DSC) mit 2:12. Es sollte bei diesem Ausrutscher bleiben.
1950 wurden in den Betrieben Gewerkschaften gegründet, die MV gehörte zum Verlag - und Druckwesen, dessen gewerkschaftliche Sportvereinigungen künftig Rotation heißen sollten. So auch in Babelsberg. Fortan ging die BSG Rotation Babelsberg in der Oberliga auf Punktejagd. Neun Spielzeiten gehörte man zur ostdeutschen Eliteliga, die Zuschauer strömten ins Karli. Der traditionsreiche Sportplatz am Horstweg wurde ab 1951 durch die BSG Motor Babelsberg genutzt. Ab 1956 /57 war die Sektion Fußball der Betriebssportgemeinschaft Turbine Potsdam auf dem Sportplatz "Horstweg" zu Hause. Mit dem Bau der Nutheschnellstraße musste die Sportanlage 1971 aufgegeben werden.
Babelsberger Fußball war in der ganzen Republik anerkannt.1953/54 errang die BSG den 5.Platz, was ohne Frage als größter Erfolg der Babelsberger Fußballgeschichte zu bezeichnen ist. Prägende Spielerpersönlichkeiten dieser Zeit waren unser Ehrenpräsident Karl-Heinz “Schrippe” Schröder, Heinz “Schupo” Tietz und Hans Schöne, deren Namen bis heute einen guten Klang in Babelsberg haben. Vier Jahre später, 1958, gings bergab. Die Klassespieler der 40er und 50er waren in die Jahre gekommen oder hatten ihre Karriere beendet. Das hatte Lücken hinterlassen, die die Nachwüchsler noch nicht füllen konnten. Im Folgejahr wurde der Wiederaufstieg verpasst, der Babelsberger Fußball verschwand vorerst in der Zweitklassigkeit.
Der verordnete Neubeginn - der SC Potsdam 1961 - 1966
1960 wurde von SED und DTSB beschlossen, in verschiedenen Städten sportliche Leistungszentren zu gründen. Ziel war es, Talente in sogenannten Sportclubs zu bündeln, und so den DDR-Sport voranzubringen. An sich keine schlechte Idee, wäre dieser Grundgedanke in Zusammenarbeit mit den Vereinen der jeweiligen Stadt verwirklicht worden. Es wurde aber DDR-typisch von “Oben” verordnet. So auch in Potsdam. 1961 wurde der SC Potsdam gegründet und da dieser keine Fußballabteilung besaß, wurde kurzenhand, unter Protesten versteht sich, die Mannschaft Rotations dorthin delegiert. Gleichzeitig sollte der SC Potsdam an Stelle Rotations in der DDR-Liga (Zweithöchste Liga) starten. Man rechnete sich so größere Chancen aus, eine schnelle Rückkehr ins Oberhaus zu schaffen. Rotation Babelsberg durfte dann in der sogen. II.Liga (eigentlich 3.Liga) weiter spielen. Der Platz, den vorher die eigene II. inne hatte. Die Partei hatte es geschafft, die Fußballmacht Babelsberg zu spalten. Gleiches galt auch für die Fans - einerseits schlug das Herz für Rotation, auf der anderen Seite wollte man erfolgreichen Fußball, möglichst bald wieder erstklassig, sehen... Das Schicksal wollte es dann, das die beiden Verein noch im selben Jahr im FDGB-Pokal aufeinander treffen sollten. Rotation unterlag erst in der Schlußphase des Spiels nach fairem Kampf mit 2:3 und versank anschließend in den Folgenjahren in der Unterklassigkeit. Der SC Potsdam spielte zwar einen vortrefflichen Ball, doch wurden keinen konstanten Leistungen erbracht, sodaß der Aufstieg in den fünf Jahren der Existenz des Sportclubs nicht erreicht wurde. Am 1.1.1966 wurde DDR-weit beschlossen, das die Fußballsektionen aus den SC’s herausgelöst werden sollten. Das war das Ende des SC Potsdam.
BSG Motor Babelsberg - 60er und 70er
Da sich Rotation Babelsberg weigerte, die Fußballer wieder in ihren Reihen aufzunehmen, mußte ein neuer Verein gefunden werden. Mit der BSG Motor Babelsberg des Trägerbetriebs Karl-Marx-Werk fand man den passenden Club. Motor war zu diesem Zeitpunkt gerade als Kreismeister in die Bezirksliga aufgestiegen und wäre dort auf Rotation getroffen, doch durch die Übernahme des SC Potsdams konnte man auch deren Platz in der DDR-Liga einnehmen. Zumindest für ein Jahr, denn 1968 gings bereits abwärts in die Bezirksliga. Für die kommenden drei Jahre sollte es damit keinen Vertreter der Bezirkshauptstadt Potsdam in den obersten beiden Ligen des Landes geben. In der BL traf man dann erstmals auf DEFA Babelsberg, den Nachfolger Rotations. Noch im selben Jahr stieg DEFA weiter ab. In den 70ern ging es für Motor und DEFA weiter rauf und runter, nur in verschiedenen Ligen. Motor II. rückte auf den stadtinternen 2.Platz, DEFA rutschte hinter Turbine Potsdam in die Bedeutungslosigkeit ab. Einziges Highlight des Babelsberger Fußballs in den 70ern der 2.Platz mit 1 Punkt Rückstand auf den Armeeklub Vorwärts Neubrandenburg in der DDR-Liga im Jahre 77/78.
Motor in den 80ern und frühen 90ern
1981 kehrte Motor Babelsberg wieder einmal aus der BL in die DDR-Liga zurück. Dieses Mal sollte es für längere Zeit sein. In jener Saison kämpfte man mit Union Berlin um den Staffelsieg. Und auch wenn Motor am Ende “nur” Zweiter wurde, gab es für die Fans großen Fußball. 12000 Zuschauer kamen z.B. damals zum Spiel gegen die “Eisernen” ins Karli, das unglücklich mit 0:1 verloren wurde.
2 Jahre später wurden die fünf DDR-Ligen zu zweien zusammengefasst. Motor hatte sich als 2. der Staffel B zwar souverän qualifiziert, doch wurmte der Vizetitel hinter Stahl Brandenburg mächtig. In jenen Jahren waren Delegierungen das A und O. Ständig beschlossen SED-Bonzen von “oben” herab, welche Spieler zu “ihrem” Verein delegiert werden sollten und machten damit den Sport kaputt. Im Falle Motors setzte die SED-Bezirksleitung hauptsächlich auf Stahl Brandenburg. Das zu nah an der Grenze zu Westberlin liegende Babelsberg wollte man nicht im Oberhaus haben. So wurden rechtzeitig die wichtigsten Spieler zu Stahl oder Union Berlin delegiert. Und wenn das nicht half, wurden welche zur NVA einberufen und spielten dann beim FC Vorwärts Frankfurt/O.
Im Jahr 88 stand es nicht gut um Motor. Interne Querelen wegen der Finazierung der I.Mannschaft brachten Unruhe, dazu kam der Selbstmord des Stellvertr. Vereinsvorsitzen-den. Mit neuer Vereinsführung wurde ein Umbruch gewagt. Er mißlang und Motor stieg 1989 erneut in die Bezirksliga ab. Bei der Saisonabschlußfeier wurden dennoch Zukunftspläne gerschmiedet. Funktionäre des Trägerbetriebs, der SED-Bezirksleitung und der Stadt Potsdam waren sich einig, die Rückkehr Motors in die Liga zu sichern. Intern wurden den Motor-Kickern für ein Jahr Profikonditionen zugesichert. Die “Wende” kam dazwischen. Motor, zu der Zeit Tabellenführer geriet öffentlich in Kritik, als diese Konditionen bekannt wurden. Im Dezember 89 kündigte das Karl-Marx-Werk alle Verträge mit den Spielern. Kurzfristige Bemühungen den Fußball aus der SG Motor herauszulösen, und mit der LPG Siethen einen neuen Träger zu übernehmen, scheiterten.
Als Folge davon löste sich die I.Mannschaft auf. Die Rückrunde wurde mit der II.Mannschaft weiter gespielt. Die Liga konnte zwar gehalten werden, doch verpaßte Motor die Quali für die neue Verbandsliga. Viele weitere Spieler wanderten nach Westberlin ab, in der Saison 89/90 verließen insgesamt 40 Spieler den Verein. Ein schwerer Schlag. Das Ende der Fahnenstange war da aber noch nicht erreicht. 90/91 versuchte die III.Männer erneut den Klassenerhalt zu sichern. Nach mehr als der Hälfte der Spiele lag Motor zur Winterpause mit 3 Pünktchen weit am Tabellenende zurück, als der “Retter” Buchholz von Ottis Jeansladen auftauchte, um den Verein finanziell zu unterstützen. Mit einem locker sitzenden Portemonnaie holte er in kurzer Zeit viele ehemalige Motorspieler zurück an den Babelsberger Park. Diese neue Mannschaft erkämpfte dann 19 der möglichen 22 Punkte und sicherte damit den Klassenerhalt.
Das letzte Spiel unter dem Namen Motor Babelsberg wurde am 7.12.1991 unter Trainer Klaus Gallinat absolviert. Motor besiegte im Karl-Liebknecht-Stadion die SG Bornim mit 5:0 (Tore: J. Nachtigall 3, H. Neumann und I. Hecht) und stand in der Bezirksliga auf dem 4. Platz.
SV Babelsberg 03 - Aufstieg und Niedergang 1991 - 2003
Der neue Gönner hatte große Pläne, er wollte mit Babelsberg in die 2.Bundesliga. Dazu mußte erstmal der passende Name her. Im Dezember 91 löste sich die Fußballabteilung vom Verein Motor Babelsberg und gründete sich als SV Babelsberg 03 neu. Das erste Punktspiel unter dem neuem Namen bestritt die erste Männer in der Bezirksliga am 18.01.1992 gegen den Brandenburger Süd 05 II vor 200 zahlenden Zuschauern im Karli. Mit 6:0 gewann 03. Zu den Spielern, die dieses Spiel in Angriff nahmen, gehörten u.a. Heiko Bengs, die Brüder Ingo und Edgar Hecht (dreifacher Torschütze) sowie Ingo und Jörg Nachtigall. Als im weiteren Saisonverlauf aber erwartete Siege ausblieben, schürte “der Retter” Unruhe im Verein. Eigenmächtig entließ er Trainer, kritisierte öffentlich Spieler usw. Es kam zum Bruch zwischen Verein und Herrn Buchholz. Am Saisonende erreichte der SVB trotzdem einen guten 2.Platz, klar vor den Ortsrivalen SG Bornim und Fortuna Babelsberg (zuvor DEFA).
Die Bornesen schickten sich zu der Zeit an, den Nulldreiern die führende Rolle in Potsdam streitig zu machen. Eine Art Wetterüsten begann in der Stadt. Ein neues Vorstandsmitglied, daß zufällig Baustadtrat war, brachte Sponsoren nach Babelsberg. In Bornim war ein Autohausbesitzer die Geldquelle.
Die neue Landesliga 92/93 nahmen beide Teams wie im Flug, in der Verbandsliga traf man sich wieder. Bornim forderte und bekam das Recht, ebenfalls im Karli spielen zu dürfen.
Die Sache schien zu eskalieren. Bei den Ortsderbys hatte Bornim immer knapp die Nase vorn und stieg in der zweiten VL-Saison mit einem Punkt vor Babelsberg in die Oberliga auf. Für ein Jahr mußte man der SG Bornim den Titel “Nr.1 von Potsdam” überlassen. Als Nulldrei im kommenden Jahr folgte, wurden die Karten neu gemischt. Bornim kam nur noch zu den Derbys ins Karli und bezog jedes Mal eine Klatsche. Die “Ordnung” war wieder hergestellt und Babelsberg 1997 in der Regionalliga. Inzwischen hatte D.K. die Fäden beim SVB 03 fest in der Hand, Visionen von der 2.Liga schwebten erneut überm Karli. Doch vorerst war die Regionalliga das Maß aller Dinge. Zweimal in Folge konnte der Abstieg knapp verhindert werden. Statt den lokalen Rivalen Bornim und Fortuna hatten die Nulldreier nun den alten Kontrahenten Union Berlin zurück. Und auch wenn die Derbys gegen die “Eisernen” fast immer verloren gingen, entwickelten diese Duelle doch eine gewisse Eigendynamik.
Als in der Saison 99/00 die Zielstellung Platz 6 für die neue 2gleisige RL in Gefahr war, ging man das Wagnis ein, den ehemaligen Spieler Hermann Andreev zum Coach zu machen. Es wurde ein Erfolg auf der ganzen Linie. Er brachte nicht nur das “Fußball spielen” zurück nach Babelsberg, sondern schaffte sogar den Durchmarsch in die 2.Bundesliga. Finanziell nicht auf Rosen gebettet, verhinderte der Aufstieg eine drohende Insolvenz. Trotz gutem Start spielte Nulldrei wie erwartet gegen den Abstieg. Statt sparsam und vernünftig weiterzuarbeiten, wurden Trainer entlassen, Spieler verpflichtet und anderweitig Mißwirtschaft betrieben. Als Krönung stieg Babelsberg als Letzter ab. Auf Drängen der Sponsoren trat Kaminski zurück, aber auch die nachfolgende Vereinsführung konnte weder sportlich noch wirtschaftlich eine Wende herbeiführen. Im März 03 mußte die Insolvenz beantragt werden, die zum Glück vor kurzem abgeschlossen werden konnte.
Inwieweit nun der heutige SV Babelsberg 03 Anspruch auf diese Fußballhistorie erheben kann, möge der geneigte Leser selbst entscheiden. Vielleicht sollte man in Babelsberg (und damit meine ich alle Vereine) in Zukunft eher darüber nachdenken, welche Gemeinsamkeiten man hat, als sich voneinander abzugrenzen. 100 Jahre Babelsberger Fußball sind doch ein guter Ansatz dafür...
Der Neuaufbau nach der Insolvenz 2003 -2011
Mit der Saison 2002/03 verabschiedete sich Nulldrei zunächst aus dem überregionalen Fußball. Die letzten Spiele liefen nach dem Motto „Insolvent und Spaß!“ dabei. Parallel liefen Solidaritätsaktionen, die den Verein und Insolvenzverwalter Ulrich Wenzel in die Lage versetzen sollten, die neue Spielzeit in der Oberliga guten Gewissens anzugehen. Die Spendenbereitschaft war aber gering. In drei Monaten kamen gerade einmal gut 15.000 Euro zusammen.
Als neuer Präsident wurde Rainer Speer bestellt, der sich umgehend daran machte, den Verein wieder geschäftsfähig aufzustellen. Als Trainer berief man den erfahrenen Peter Ränke, der zuvor u.a. die Hansa-Reserve trainiert hatte. Mit Unterstützung durch die Politik gelang es, das Insolvenzverfahren erfolgreich abzuschließen. Mit der Ausnahme des Stadion-Kredites wurden alle Verbindlichkeiten gelöscht.
Überraschend stark präsentierte sich auch die erste Mannschaft, die die Herbstmeisterschaft für sich entschied und bis zum Schluss der Saison härtester Konkurrent des letztendlichen Meisters, der Charlottenburger Reserve-Elf, war.
In der Saison 2004/05 stand weiterhin die Konsolidierung des Vereins im Mittelpunkt. Nach dem starken Oberliga-Jahr zuvor, gab es insgeheim die Hoffnung, um die Meisterschaft mitspielen zu können. Letztlich reichte es zu Platz drei hinter dem stark aufgerüsteten MSV Neuruppin und den Hansa Amateuren. Der am Saisonende auslaufende Vertrag mit Peter Ränke wurde nicht verlängert.
Mit dem neuen Trainergespann Rastislav Hodul / René Tretschok erreichte der SVB in der Spielzeit 2005/06 erneut den dritten Tabellenplatz hinter dem Favoriten 1. FC Union Berlin und dem MSV Neuruppin. Highlight der Saison war der 3:2 Heimsieg gegen den Dauerrivalen 1. FC Union. Mit dem Landespokalsieg im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion gegen den MSV Neuruppin gelang wieder einmal die Qualifikation zur ersten Hauptrunde im DFB-Vereinspokal.
Klare Zielstellung für diese Saison 2006/07war der Aufstieg in die Regionalliga. Erneut ging der SVB mit dem Trainergespann Rastislav Hodul / René Tretschok ins Rennen. Die mit zahlreichen Neuzugängen verstärkte Mannschaft spielte eine hervorragende Hinrunde mit nur einer Niederlage und einem Unentschieden. In der ersten Runde des DFB-Pokals wurde der spätere Aufsteiger zur ersten Bundesliga, Hansa Rostock, mit 2:1 im Karl-Liebknecht-Stadion geschlagen. In der zweiten Runde musste sich der spätere deutsche Meister VfB Stuttgart mächtig strecken, um die Nulldreier mit 4:2 zu besiegen. Die Rückrunde wurde nicht mehr ganz so souverän gestaltet, letztlich gelang aber der Aufstieg in die Regionalliga ungefährdet vor Hansa Rostock II. Mit dem Landespokalsieg gegen den Ludwigsfelder FC wurde das I-Tüpfelchen auf eine sehr gute Saison gesetzt.
Mit einer weiter verjüngten Mannschaft ging der SVB 03 in die Qualifikationssaison 2007/08 zur dritten Bundesliga. Zielstellung für das Team von Trainer Rastislav Hodul war Platz 10. Nach anfänglich brauchbarem Start erwies sich die Mannschaft aber nicht stark genug für die Drittliga-Qualifikation. Daran änderte auch die Demission Hoduls und die Verpflichtung von Dietmar Demuth als Trainer der Kiezkicker aus dem Karli nichts mehr. Am Ende stand Rang 15 zu Buche.
In der Spielzeit 2008/09 baute Dietmar Demuth eine neue Mannschaft auf, die in der Regionalliga Nord eine sehr gute Rolle spielte. Zwischen dem vierten und dem zehnten Spieltag hatte Nulldrei die Pole-Position inne. Mit einer Serie von fünf Unentschieden vor Weihnachten und nach der Winterpause verlor unsere Elf aber entscheidenden Boden im Kampf um die Meisterschaft. Schließlich kam Babelsberg mit 63 Punkten auf dem 3. Platz hinter Holstein Kiel und dem Halleschen FC ein. Bester Torschütze war Daniel Frahn mit elf Treffern in 27 Spielen.
Die Saison 2009/10 wurde zum Triumph für den SVB und die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth. Dabei war der Start eine mittlere Katastrophe - aus den ersten fünf Spielen holte Nulldrei gerade einmal fünf Zähler. Die 0:1 Heimniederlage gegen Tennis Borussia schien der Anfang vom Ende. Doch dann holte Babelsberg in den folgenden 29 Begegnungen 72 Punkte und blieb dabei zwischen dem 6. und 32. Spieltag 27 Partien ungeschlagen. Mit 77 Punkten holte sich Babelsberg 03 die Meisterschaft und feierte den Aufstieg in die dritte Liga. Daniel Frahn krönte eine herausragende Saison mit 29 Treffern in 32 Spielen.
Als Neuling taten sich unsere Nulldreier enorm schwer in der Dritten Liga 2010/11, die ganz neue Anforderungen an den Verein und die Mannschaft stellte. Einem ordentlichen Start folgte eine lange Talfahrt, die mit einer derben 0:4 Heimniederlage im Karli gegen Unterhaching ihren Tiefpunkt fand. Doch mit dem folgenden 2:1 Auswärtssieg bei der Bayern Reserve im Sechzger Stadion startete die Elf im Kapitän Marian Unger einen grandiosen Schlussspurt. Aus den letzten zehn Begegnungen holte die Demuth-Elf 19 Punkte und sicherte letztlich souverän die Klasse. Nach 38 Spieltagen (12/10/16) standen 46 Punkte und Rang 13 im Drittliga-Tableau.
Ab 2010 absolvierte der SVB seine Spiele auf der Baustelle. Im Rahmen der Konjunkturpakets II der Bundesregierung investierte die Stadt 8 Mio. Euro in die grundlegende Modernisierung des Karl-Liebknecht-Stadions. Damit waren auch alle früheren Gedankenspiele um einen Stadionneubau ad acta gelegt.
Chaos und Neuordnung seit 2011
Auch 2011/12 hatte sich Babelsberg 03 sportlich für die 3. Liga qualifiziert, doch wenige Wochen vor Saisonbeginn musste der Vorstand unter Vorsitz von Rainer Speer bekannt geben, dass der Verein aus wirtschaftlichen Gründen auf die Lizenz verzichten müsste. In einer beispiellosen Rettungsaktion mobilisierten Vereinsmitglieder und Fans eine Welle der Sympathie. Mit vereinten Kräften und der Unterstützung der Landeshauptstadt Potsdam gelang es, innerhalb von acht Tagen die Voraussetzungen für die Lizenz zu schaffen. Im Gegensatz zur Spendenkampagne während der Insolvenz 2003 kamen innerhalb einer Woche 150.000 Euro an Spenden und Bürgschaften zusammen. Kurzfristig übernahm Thomas Bastian den Vorstandsvorsitz. Die Mitgliederversammlung wenige Tage vor dem Ausschlusstermin für die Lizenzierung sprach sich mit überwältigender Mehrheit dafür aus, dass Angebot der DK Bank über eine Millionenbürgschaft anzunehmen, um weiter in der Dritten Liga Fußball spielen zu können.
Die sportliche Ausgangssituation hatte sich durch die vorangegangene Hängepartie erheblich verschlechtert, denn eine geordnete Kaderplanung war unter diesen Bedingungen kaum machbar. Doch erneut meisterte Dietmar Demuth mit seiner Mannschaft die Herausforderung. In einem engen Rennen sicherte Babelsberg 03 am vorletzten Spieltag der Saison 2011/12 durch einen Freistoß von Anton Makarenko in der dritten Minute der Nachspielzeit den entscheidenden 1:0 Sieg gegen Arminia Bielefeld. Mit 44 Punkten belegte unsere Elf den 17. Platz.
Trotz des Klassenerhalts beschloss der Vorstand des SV Babelsberg 03 Ende Mai 2012 auf Drängen des damaligen Geschäftsführers Klaus Brüggemann, Trainer Dietmar Demuth zu beurlauben und mit Christian Benbennek einen neuen Übungsleiter für die erste Mannschaft in der Spielzeit 2012/13 zu verpflichten. Auch der Kader wurde erheblich umgebaut. Die sportliche Leitung gab zu Saisonbeginn die Parole "Frühzeitiger Klassenerhalt" aus - dem hohen Anspruch konnte die Mannschaft nicht gerecht werden. Zu keiner Zeit gewann man den Eindruck eines geschlossenen Kollektivs, dass alles für den Erfolg der Mannschaft und des Vereins gab.
Bereits vor der Demuth-Beurlaubung, die u.a. den Rücktritt der Vorstandsmitglieder Schilde und Schröder auslöste, hatte es in den Führungsgremien des Vereins ständige Querelen um die Ausrichtung des Vereins gegeben. Diese spitzten sich im Saisonverlauf weiter zu. Als parallel auch die sportlichen Ergebnisse hinter den vollmundigen Versprechungen der Sommerpause zurückblieben, geriet der an allen Fronten erfolglose Geschäftsführer Brüggemann, der auf Empfehlung der DK Bank verpflichtet worden war, zunehmend unter Druck. In einem beispiellosen Revirement traten zum Ende des Jahres mehrere Vorstandmitglieder zurück. Nach den folgenden massiven Turbulenzen musste Brüggemann auf Druck der Mitgliederversammlung und von Interims-Vorstand Dieter Wiedemann seinen Hut nehmen. Mit der Beurlaubung Benbenneks durch die zwischenzeitlich berufenen Notvorstände Götz Schulze und Archibald Horlitz wurde die sportliche Reißleine gezogen. Almedin Civa sprang als Interimstrainer ein, konnte das sinkende Schiff aber trotz aller Bemühungen nicht mehr retten. Nach drei Spielzeiten in der dritten Liga stieg Nulldrei am 18. Mai 2013 als Tabellenneunzehnter mit 37 Punkten aus 38 Spielen in die Regionalliga Nordost ab.
Mit der Saison 2013/14 fand sich der SVB in der viertklassigen Regionalliga wieder. Die sportliche Leitung mit Alme Civa und Cem Efe, die bereits in der Regionalliga und der zweiten Liga gemeinsam für Babelsberg auf dem Feld standen, baute eine neue Mannschaft auf. Allerdings wurden nun erst die wirklichen Ausmaße der Misswirtschaft unter dem Geschäftsführer Klaus Brüggemann deutlich. Seit der Bankbürgschaft 2011 waren zwei Spielzeiten nahezu ausschließlich auf Pump finanziert worden. Ein erheblicher Schuldenstand schrenkte den Handlungsspielraum des Vereins fortan erheblich ein.
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen startete die neu formierte Mannschaft beachtlich in die Regionalliga. Die Hinrunde wurde auf Rang 9 abgeschlossen. Dass es der Mannschaft an Substanz fehlte wurde in der Frühjahrsrunde deutlich. Aus 15 Spielen wurden nur 15 Punkte eingefahren, so dass am Ende der Klassenerhalt mit nur einem Punkt Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz gesichert werden konnte.
Der Vorstand des Vereins war neben den Herausforderungen beim Aufbau einer neuen Mannschaft weiterhin mit der Beräumung von Altlasten beschäftigt. Es stellte sich heraus, dass das gerade erst sanierte Karl-Liebknecht-Stadion erhebliche bauliche und technische Mängel aufwies, die nun in mühevoller, langwieriger und teurer Arbeit repariert werden mussten. Erst mit erheblicher Überzeugungsarbeit gelang es, die Landeshauptstadt Potsdam von der Nachhaltigkeit eines dauerhaften Betriebsmodells für das Karli zu überzeugen.
Die erste Mannschaft spielte 2014/15 erneut eine gute Hinrunde, um in der Rückrunde abzustürzen. Ganze zehn Punkte wanderten im Frühjahr 2015 aufs Konto des SVB. Am Ende verbesserte sich Nulldrei im Gegensatz zur Vorsaison auf Platz 11. Erstmals ging in diesem Spieljahr eine Frauen-Equipe mit dem SVB-Wappen auf der Brust in den Spielbetrieb. Auf Anhieb gelang die Kreismeisterschaft.